Mannschaftstransportwagen MTW M113 (Bw)

(schu) - Der Mannschaftstransportwagen (MTW) M113 ist das zahlenmäßig häufigste und mit bis zu 40 Dienstjahren zugleich älteste Panzerfahrzeug der Bundeswehr. Die ersten Fahrzeuge wurden ab 1962 als Ersatz für den M39 beschafft. Von den mehr als 8.000 gekauften Exemplaren befinden sich gegenwärtig noch rd. 3.300 in 18 verschiedenen Ausführungen im Bestand des Heeres und obwohl sie "wegen erheblicher Sicherheitsmängel nur mit Ausnahmegenehmigungen betrieben werden dürfen" (Zitat Bundesrechnungshof), verzögert sich die Einführung eines Nachfolgemodells weiterhin.

Die ersten von der Bundeswehr beschafften M113 entsprachen dem Serientyp, den die Food Machinery and Chemical Corp. (FMC) ab 1960 für die US-Armee und zahlreiche andere Streitkräfte baute. Wesentliches Merkmal des aufgrund seiner Bauweise auch als "Elefantenschuh" oder "Jaffa-Kiste" bezeichneten Vollkettenfahrzeugs ist der ca. 8 m3 große Nutzraum im Heck, der durch eine große Heckrampe sowie eine Dachluke zugänglich ist. Er bietet Platz für 11 Soldaten. Das Gehäuse besteht aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung und schützt vor Beschuss aus Handfeuerwaffen und Splitter. Das Fahrzeug ist in der Basisversion schwimmfähig, der Vortrieb im Wasser erfolgt durch die Ketten. Der M113 ist luftverladbar und fallschirmabwurffähig.

MTW M113 G

Da die amerikanische Grundversion des M113 den Anforderungen der Bundeswehr nicht in allen Punkten gerecht werden konnte, ging man dazu über, nur noch leere M113 einzukaufen, um sie dann von deutschen Rüstungsfirmen an die spezifischen Bedürfnissen des deutschen Heeres (z.B. Waffen, Funk, Optik, Beleuchtung, DIEHL-Verbindergleiskette, Nebelwurfanlage) anpassen zu lassen. Diese in Deutschland ausgerüsteten Fahrzeuge trugen die Bezeichnung M113 G (Germany).

 

Der Klassiker: MTW M113 A1 G
(Fotos: BMVg)

Ab 1974 erfolgte die Umrüstung der vorhandenen M113 G von Vergaser- auf Dieselmotoren (Detroit Diesel Typ 6 V 53, 6 Zylinder, 5.220 ccm, 210 PS). Die nun fast 400 kg schwerer gewordenen Fahrzeuge erhielten die Bezeichnung M113 A1 G. Mit verschiedenen, aufgabenspezifischen Rüstsätzen versehen, liefen sie bei den Panzerpionieren und Panzergrenadieren als Mannschaftstransportwagen. Andere Waffengattungen setzen sie als Funk-, Feuerleit-, Beobachtungs-, Radar- oder Sanitätspanzer ein. Auch eine Fahrschulausführung war vorhanden. Im Gegensatz zu anderen Nutzerstaaten verwendete die Bundeswehr den M113 nicht als Schützenpanzer, da die aufgesessenen Soldaten den Feuerkampf nicht aus dem Fahrzeug heraus führen konnten.

MTW M113 G A1
(Foto: www.bundeswehr.de)

Zwischen 1969 und 1973 sowie von 1977 bis 1978 rüstete man 494 Fahrzeuge zu 120mm Panzermörsern um. Und die Divisions- und Brigadestäbe erhielten ab 1975 insgesamt 220 vom M113 A1 abgeleitete Führungspanzer M577 A1 als mobile Gefechtsstände zugewiesen. Ebenfalls Abkömmlinge der M113-Familie waren die im Rahmen des schweren Boden-Boden-Raketensystems Lance eingesetzten Transport- und Ladefahrzeuge M688 sowie die Startfahrzeuge M752, die Ende der siebziger Jahre in der Korpsartillerie des Heeres die Honest John- und Sergeant-Systeme ersetzten. Als weitere Sonderentwicklung der M113-Familie ist der Minenwerfer M548 A1 G Skorpion zu nennen, der in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre an die Panzerpioniere ausgeliefert wurde.

Im weiteren Laufe der Nutzungszeit erfolgten zusätzliche Kampfwert- bzw. Leistungssteigerungen. Die Änderungen betrafen insbesondere die Saugkühlanlage des Dieselmotors. Durch die Umrüstung sollte das Eindringen von Abgasen in den Mannschaftsraum verhindert werden, was insbesondere bei den speziell abgedichteten Fahrzeugen mit ABC-Sammelschutz zu Gefährdung der Besatzung hätte führen können. Begleitend erfolgte Ende der achtziger Jahre der Anbau zweier Außentanks (EFT) am Fahrzeugheck. Die derart umgerüsteten Fahrzeuge (MTW, BeobPzArt, KrKw) führten die Bezeichnung M113 G A2. Auf Grund des jetzt höheren Gesamtgewichtes verloren die MTW die Freigabe für den Schwimmbetrieb. Somit konnte die Trimmplatte entfallen. An ihre Stelle trat ein Gerätekorb als zusätzlicher Stauraum.

M113 G A2 mit Staukorb und Hecktanks (EFT)
(Foto: Christian Schmid)

Die Strukturveränderungen in der Bundeswehr der neunziger Jahre führten dazu, dass für den M113 in seiner klassischen Rolle als Mannschaftstransportwagen kein Bedarf mehr bestand. Zudem standen mit dem Schützenpanzer Marder und dem Transportpanzer Fuchs geeignete Nachfolger zur Verfügung. Gleiches galt für die zum Artillerieraketensystem Lance gehörenden Lenkraketenwerfer Lance M752 sowie die Lade- und Transportkraftfahrzeuge M668.

Im Bestand des Heeres verblieben nur jene M113, die aufgrund ihrer Zusatzausrüstungen für spezielle Aufgaben benötigt werden. Diese Einbauten sowie die Gewichtserhöhungen infolge der Kampf- und Leistungssteigerungen verursachten Sicherheitsmängel im Fahrwerks- und Bremsbereich. Die vom BMVg favorisierte Umrüstung auf ein komplett neues Antriebs-, Lenk- und Bremssystems ließ sich aus finanziellen Gründen nicht realisieren. Stattdessen griff man auf zwei vom Flensburger Unternehmen FFG entwickelte Lösungsvorschläge zurück, die eine preisgünstige und effektive Nutzungsdauerverlängerung (NDV) für jene Varianten, deren endgültige Ablösung voraussichtlich erst im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends erfolgen wird, ermöglichen sollen. 

An den verbleibenden Führungs-Funk-Panzer (FüFuPz), Schreib-Funk-Panzer VHF (SchrFuPz), Flieger-Leit-Panzer (FlgLtPz), Richt-Funk-Panzer Multiplex (RiFuMuxPz), Trägerfahrzeug Green Archer (TrgFz Green Archer) und Beobachtungspanzer Artillerie (BeobPzArt) werden keine NDV-Maßnahmen durchgeführt, da die geplante Nutzungsdauer und/oder die voraussichtliche Ablösung dem entgegen stehen.

Nutzungsdauerverlängerung 1 (M113 G2)

Die NDV-Lösung 1 wird auf alle deutschen M113 Varianten mit einem Gesamtgewicht von unter 12,5t angewendet werden. Das primäre Ziel der NDV 1 ist die Erhöhung der Fahrsicherheit durch Einbau eines hydraulisch arbeitenden 2-Kreis-Bremssystem und eine kombinierbare Festsattel-, Betriebs- und Feststellbremse. Ebenfalls neu sind die Steuerungsanlage sowie der Fahrerstand. Das erste Los wurde 1996 - 1999 umgerüstet. Einbezogen waren die Versionen Feuerleitpanzer Artillerie (FltPzArt), Feuerleitpanzer Mörser (FLtPzMrs), Krankenkraftwagen (KrKw), Schreib-Funk-Panzer HF (SchrFuPz), Minenwurf-Panzer (MiWuPz) und Schulpanzer (Schulpz).

Nutzungsdauerverlängerung 2 (M113 G3)

Bei der NDV 2 werden die bundeswehreigenen Varianten des M113 mit einem Gesamtgewicht von über 12,5t - Panzer-Mörser (PzMrs), Gefechts-Stand-Panzer (GefStdPz) (vorher M 577), Träger-Fahrzeug RATAC (TrgFz RATAC) und Träger-Fahrzeug-Rechner-Verbund-Artillerie (TrgFzgRechnVbuArt) - mit einem neuen Motor, Getriebe einer besseren Instrumententafel und einem thermostatisch geregeltem Lüfterantrieb versehen. Bei dem neuen Antrieb handelt es sich um einen MTU-Dieselmotor mit der Bezeichnung 6V 183TC22 mit einer Leistung von 220 kW (300 PS). Der sehr durchzugstarke Motor entspricht hinsichtlich der Geräuschentwicklung und seiner Schadstoffabgabe der Euronorm 2. Die Höchstgeschwindigkeit im Gelände ist mit 62 km/h angegeben.

Mit der NDV 2 erhielt der M113 ein völlig neues taktische Leistungsvermögen.

Eine weitere technische Überarbeitung des M113 wird derzeit durch das Flensburger Unternehmen FFG angeboten. Dieses sieht unter anderem die Erhöhung des ballistischen Schutzes und Verlängerung des Fahrzeug um ein Laufrolle vor (NDV 3).

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