Protected Patrol Vehicle, 6x6, Mastiff (UK)

(schu) - Manchmal gilt die Regel "Nomen est Omen" auch für Militärfahrzeuge. Im Falle des geschützten britischen Patrouillenfahrzeugs Mastiff gilt sie ganz gewiss. Denn Mastiffs, englische Doggen, sind massige, breitmäulige Hunde mit faltiger Stirn. Sie sind nicht sonderlich hübsch anzuschauen und beeindrucken daher eher durch ihre respekteinflößende Größe. Auch das Protected Patrol Vehicle Mastiff 2, ein stark gepanzertes 6x6-Radfahrzeug mit zweiköpfiger Besatzung und der Fähigkeit zum Transport von acht komplett ausgerüsteten Soldaten, hat wohl kaum Chancen einen Designpreis zu gewinnen.Der Mastiff 2 gehört bereits zur zweiten Fahrzeug-Generation.

Ambulance-Ausführung des Mastiff 2 beim Training in der Senne
(Foto: Sebastian Kreutzkamp)

Die Entscheidung zur Beschaffung der ersten 108 Mastiff - 104 Truppentransport- und 4 Sanitätsfahrzeuge - verkündete das britische Verteidigungsministerium am 25. Juli 2006. Die Beschaffung wurde notwendig, da sich die britischen Soldaten sowohl im Irak als auch in Afghanistan einer zunehmenden Bedrohung durch IED ausgesetzt sahen und Fahrzeuge wie der geschützte Snatch-Land-Rover keinen angemessenen Schutz bieten konnten. Da die britische wehrtechnische Industrie keine kurzfristig verfügbare nationale Lösung anbieten konnte, fiel die Entscheidung zu Gunsten der gepanzerten und minengeschützten Cougar-Fahrzeuge des US-amerikanischen Herstellers Force Protection. Ganze 23 Wochen lagen zwischen der Auftragserteilung im Rahmen des einsatzbedingten Sofortbedarfs (Urgent Operational Requirement) und dem Einsatz der ersten Fahrzeuge. Basis der anfänglich beschafften Mastiff bildete die 6x6-Version des PPV Cougar. Der britische Spezialist für Fahrzeugschutzsysteme, die NP Aerospace, rüstete die PPV mit elektronischer Minenabwehrtechnik aus, installierte Bowman-Funkgeräte und ergänzte einen zusätzlichen Seitenschutz gegen projektilbildende Ladungen (EFP) aus. Während sich die Fahrzeuge unter den irakischen Einsatzbedingungen durchaus bewährten, blieben sie in Afghanistan hinter den Erwartungen zurück. Probleme bereitete insbesondere das Fahrgestell, denn es war dem rauhen Gelände nicht ausreichend gewachsen. Diese Fahrzeuge entsprachen dem Rüststand Mastiff 1 und wurden - von wenigen Ausnahmen abgesehen - zur Beseitigung der Mängel auf den Rüststand Mastiff 1.5 aaufgerüstet.

Britische Mastiff während einer Patrouille im Rahmen der Operation "Charge of the Knights-14" in Basrah City im Juni 2008
(Foto: Crown Copyright)

Die 159 Mastiff-Truppentransportfahrzeuge und 25 Ambulanzen, deren Beschaffung im Dezember 2007 vom Premierminister angekündigt wurde, entsprechen ebenfalls bereits dem Standard Mastiff 1.5. Dazu gehört u.a. ein verstärktes Fahrgestell, ein leistungsstärkeres elektrisches System, eine gesteigerte Transportkapazität (2 + 8 Soldaten statt 2 + 6 Soldaten) sowie verbesserte Staumöglichkeiten für Ausrüstungen.

Im Dezember 2008 beginnt die Auslieferung des Mastiff 2. Bis zum Jahre 2010 werden laut Desider-Magazins fast 200 Fahrzeuge in sechs verschiedenen Varianten beschafft. Etwa die Hälfte der Flotte besteht aus der Transportvariante. Mindestens 23 Fahrzeuge sind in der Ausführung "Interim IOD" konfiguriert. Die verbleibenden Exemplare sind als "Battlefield ambulance", als "Enhanced Communications"-Variante oder als "Interim Electronic Countermeasures" ausgerüstet. Hinter der Bezeichnung "Protected Eyes" verbergen sich Mastiff 2, die Bestandteil des Talisman Counter-IED Programms sind.

Die hinsichtlich des nutzbaren Innenraums und der integrierten Kommunikationssysteme nochmals verbesserten Mastiff 3 laufen der britischen Armee seit 2011 zu. Wenn die Beschaffung der Mastiff abgeschlossen ist, dürften insgesamt etwa 470 Fahrzeuge erworben worden sein. Darunter aus 30 ex-USMC-Fahrzeuge, die 2009 zu Ausbildungszwecken angeschafft worden sind.

Soldaten des 2nd Royal Tank Regiment patrouillieren mit ihren Mastiff im Raum Nad-e Ali in Afghanistan
(Foto: Crown Copyright)

Darunter dürften sich dann auch die "Praetorian" genannten Mastiff befinden, die Anfang des Jahres 2013 vom RAF Regiment getestet werden. Diese Fahrzeuge ähneln den "Protected Eyes"des Talisman-Systems, scheinen aber  mit dem elektro-optischen Sensorsystem ROTAS und der ferngelenkten M151 Waffenstation ausgerüstet zu sein.

Neben dem PPV Mastiff hat die britische Armee mit der 4x4-Version Ridgeback sowie mit dem geschützten taktische Nachschubfahrzeug Wolfhound weitere Fahrzeuge der Cougar-Familie im Einsatz. Eine speziell ausgerüstete Mastiff-2-Variante ist Teil der so genannten "Talisman Suite" zur IED-Aufklärung und Beseitigung.

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