Die Amphibische Gruppe der Bundesmarine (Bw)

(schu) - Die Amphibische Gruppe der Bundesmarine stellte ein wichtiges Bindeglied zwischen der Marine und den Landstreitkräften dar. Die in Kiel stationierte Einheit umfasste bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1993 eine Landungsbootgruppe mit 25 Landungsbooten, eine Strandmeisterkompanie sowie eine Kampfschwimmerkompanie.

Die 35-jährige Geschichte der amphibischen Streitkräfte der Bundeswehr begann Ende 1958, als mit Befehl Nr. 86 die Aufstellung des Kommandos der Amphibischen Streitkräfte in Wilhelmshaven angeordnet wurde. Die amphibischen Streitkräfte verfügten im wesentlichen über zwei Komponenten:

  • die Landungsgeschwader sowie

  • die Transport- und Umschlagbataillone (amph Trsp- u. UmschlagBtl).

Das Rückgrat der amphibischen Einheiten bildeten zunächst aus britischen und US-Beständen übernommenenLandungsfahrzeuge:

  • 4 Landungsschiffe der Eidechse-Klasse (Klasse 550)

  • 2 Landungsunterstützungsschiffe der Natter-Klasse (Klasse 551)

  • 10 Landungsboote des Typs LCA (Klasse 552)

  • 6 Landungsboote des Typs LCM (6) (Klasse 523)

  • 1 Landungsboot LCT/LSU/LCU (6) (Klasse 554)

Die Mitte der sechziger Jahre entwickelte sich für die amphibischen  Streitkräfte zur Blütezeit. Als Ersatz für die mittlerweile in die Jahre gekommenen "Enten" erhielten die amphibischen Transportbataillone 200 LARC-5 (Lighter Amphibious Resupply Cargo, 5 t)  und 60 Fahrzeuge des 15t-Typs (LARC-15). Die hochseetüchtigen Fahrzeuge dienten vor allem dem Güterumschlag zwischen See und Küste. Zusätzlich führte die  Bundesmarine Tests mit "Stalwart"-Lkws der englischen Firma Alvis durch. Ob tatsächlich, wie in manchen Quellen zu lesen ist, 100 Exemplare des Amphibien-Lkws, der beispielsweise bei den Pionieren den britischen Streitkräften bis heute zu finden ist, angeschafft wurden, entzieht sich z. Zt. der Kenntnis des Verfassers.

Als Ersatz für die "Eidechsen" kamen zwischen 1964 und 1967

16 MZL der Klasse 520 bildeten das 1. Landungsgeschwader in Wilhelmshaven. Das Geschwader verlegte am 1. Juli 1968 nach Borkum, im März 1977 nach Kiel und erhielt dort am 8. März 1977 die Bezeichnung "Landungsbootgruppe". Im Rahmen der Reduzierung der Bundeswehr wurden 1993 die amphibischen Verbände der Marine aufgelöst. Lediglich fünf Einheiten der Klasse 520 blieben in Dienst und wurden auf Grund ihrer Fähigkeit zum Minenlegen zunächst dem 5. Minensuchgeschwader in Olpenitz unterstellt.

Die Ende der siebziger Jahre vorgenommene Verlegung der amphibischen Truppenteile an den neuen Standort Kiel spiegelt die Aufgaben wieder, die die Marine den amphibischen Einheiten zudachte. Die Sicherung der Ostseezugänge (Baltic Approaches, BALTAP) erforderte ein hohes Maß an operativer Flexibilität. Die Verteidigung der dänischen und der deutschen Ostseeküste einschließlich der zahlreichen vorgelagerten Inseln setzte die schnelle Verlegbarkeit von Landstreitkräften vom Festland auf die Inseln bzw. von Insel zu Insel voraus. Eine Aufgabe im NATO-Verbund, für die die amphibischen Truppen bestens gerüstet waren. Sie transportierten nicht nur deutsches Heeresmaterial, sondern auch dänische M41 oder britische 'Centurion'-Kampfpanzer zählten zu ihren "Fahrgästen". Darüber hinaus tauchten die Landungsboote der Marine gelegentlich als Fähren bei Übungen der Flusspioniere (z.B. Rheinüberquerungen) oder auf Ausbildungsfahrten im Binnenland auf. 

Mit dem Fall des eisernen Vorhangs veränderte sich die Bedrohungssituation an der Ostseeküste. Die Kieler Landungsbootgruppe und die Eckernförder Strandmeisterkompanie passten zunächst nicht mehr in die neue sicherheitspolitische Lage. 1993 wurden sie aufgelöst. Ein großer Teil der Boote wurde nach Griechenland verkauft. Fünf Landungsboote der Klasse 520 wurden zunächst gekadert und mit dem 31. Dezember 1995 dem neugebildeten 3. Minensuchgeschwader zugeteilt, wo sie neben Materialtransporten auch als Arbeitsplattform eingesetzt werden.

Im Zuge internationaler Einsätze wurde deutlich, dass die Bundeswehr im Bereich amphibischer Operationen eine Fähigkeitslücke hat. Mit der Aufstellung des 800-Mann-starken Seebataillons erfuhr die Amphibik im April 2014 eine Renaissance. Der "grüne" Marineverband gliedert sich in die Einsatzkompanien

  • 1 Küsteneinsatzkompanie (KEK)

  • 1 Aufklärungskompanie (AufklKp)

  • 2 Bordeinsatzkompanien (BEK) (2. BEK im Aufbau)

  • 1 Bordeinsatzkompanie)

  • 1 Minentaucherkompanie (MiTaKp).

Das Seebataillon soll bis 2018 vollständig in das niederländische Korps Mariniers eingegliedert sein. Damit erhält das Seebataillon auch eine Mitnutzungsmöglichkeit für das Mehrzweckversorgungsschiff Karel Doorman.

Centurion Kampfpanzer
verlässt Landungsschiff 
der EIDECHSE-Klasse

LARC-5 auf der Bugrampe
des Landungsboots Lachs
der Klasse 520

LARC-5

Das Landungsboot L 767 
Tümmler

 

L 793 Felchen landet 
einen leichten
Aufklärungspanzer M41 an.

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