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Schützenpanzer lang HS-30 (Bw)

Kaum ein deutsches Rüstungsprojekt war so skandalumwittert wie die Beschaffung des Schützenpanzer, lang, Typ 12-3. Entwickelt wurde das besser als HS 30 bekannte SPz-Modell von der schweizerischen Firma Hispano-Suiza, die keine Erfahrungen im Panzerbau besaß, und das Bundesverteidigungsministerium (BMVg) bestellte es ohne vorangehende Prototypen-Erprobung und ohne Truppenversuch. Serienfahrzeuge mit Mängeln an Lüftung, Getriebe, Kühlung, Lenkgetriebe, Bremsen und Gummifederung, die mit hohem Aufwand nachträglich beseitigt werden mussten, waren die Folge. Dennoch blieben die HS 30 auf Grund ihrer hohen Ausfallquote das Sorgenkind der Panzergrenadiertruppe.

Bei der Beschaffung der Schützenpanzer der jungen Bundeswehr ließen sich die Rüstungsplaner des Amt Blank, dem Vorläufer des BMVg, von Wehrmachtserfahrungen leiten. Die Panzergrenadiere der Wehrmacht waren zeitgleich mit zwei verschiedenen Schützenpanzertypen ausgerüstet: dem Gruppenfahrzeug Sonderkraftfahrzeug (SdKfz) 251 und dem Halbgruppenfahrzeug Sonderkraftfahrzeug (SdKfz) 250. Ebenso wie der leichte SPW sollte auch das Halbgruppenfahrzeug der Bundeswehr, der  Schützenpanzer, kurz, Typ 11-2, in erster Linie für Aufklärungszwecke verwendet werden, während der SPz, lang, Typ 12-3, analog dem SdKfz 251 für den Einsatz im Verbund mit der Panzertruppe gedacht war. 

Die SPz, lang, sollten im Einsatz eng mit den mittleren Kampfpanzern M48 zusammenwirken
(Foto: Hans-Friedrich Krancke)

Die nur mannshohen Fahrzeuge boten einer Grenadiergruppe Platz
(Foto: Hans-Friedrich Krancke)

Obwohl Hispano-Suiza den HS 30 entwickelte, stellte die Firma keines der 4.412 zunächst bestellten Bundeswehrfahrzeuge selber her. Vielmehr vergab sie den Unterauftrag über den Bau von 2.822 Fahrzeugen an den britischen Omnibus-Hersteller Marc-Leyland. Je 825 Stück wurden bei Hanomag in Hannover und bei Henschel in Kassel gefertigt. Als Zulieferer für die Bordkanonen und die Motoren waren die Firmen Rheinmetall und Rolls-Royce beteiligt.

Produziert wurde der HS 30 zum einen in der Grundausführung als Schützenpanzer mit 20 Millimeter Bordkanone und achsparallelem Maschinengewehr 7,62 Millimeter. Die Nebelwurfanlagen an der Frontseite des Aufbaus wurden erst im Zuge der Truppenverwendung nachgerüstet. Dem SPz zum Verwechseln ähnlich war die Funk-/Führungsausführung SPz, lg, Typ 21-3. Der Feuerunterstützung dienten die Panzermörser-Varianten 81 Millimeter (Typ 51-3) und die 1966 umgerüsteten 120-Millimeter-Mörser (Typ 52-3). Beim SPz, lg, Typ 81-3, handelte es sich um die Ausführung als Feuerleitpanzer. Keine separate Typenbezeichnung hatten die SPz Typ 12-3, die 1965 zusätzlich zur Bordkanone noch mit einem 106 Millimeter Panzerabwehr-Leichtgeschütz ausgerüstet wurden. Mit dieser Notlösung, die in jedem PzGren-Zug einmal vorhanden war, sollte die sich bei den Panzergrenadieren auftuende Panzerabwehrlücke geschlossen werden. Zumal der Jagdpanzer JPz 1-3 auf HS-30-Fahrgestell nach der Erprobung nicht eingeführt wurde. In den Jahren 1961/62 fertigte Hanomag-Henschel jedoch 95 Fahrzeuge des Typs Raketenjagdpanzer 1 HS 30, Typ 3-3, die mit ihren SS 11 Panzerabwehrlenkraketen in den Raketenzügen der Panzerjägerkompanien der Panzergrenadierbrigaden zum Einsatz kamen.

Da die Panzergrenadierbrigaden der "Division 59" auf Grund der vielen technische Mängel zunächst nur jeweils ein Bataillon pro Brigade mit dem HS 30 ausrüsten konnten, die Ausbildung der Panzergrenadiere aber durchgeführt werden musste, soll hier auch die SPz-Attrappe, der so genannte "Neckermann"-Panzer, auf Unimog S-404-Fahrgestell erwähnt werden.

Die SPz, lang, einer Panzergrenadierkompanie beim Appell
(Foto: Hans-Friedrich Krancke)

Die sehr beengten Platzverhältnisse im offenen Kampfraum gehörten zu den Mängeln des HS 30
(Foto: Hans-Friedrich Krancke)

Der SPz HS 30 war ein gepanzertes Vollkettenfahrzeug von 5,56 Metern Länge, 2,55 Metern Breite und hatte eine erstaunlich geringe Höhe von nur 1,85 Metern. Markantes Merkmal war der nach allen Seiten abgeschrägte Aufbau, der in der Schützenpanzerausführung vorne rechts ein kleiner Drehturm mit der Bordkanone aufgesetzt war, und der in der Fahrzeugmitte über große Luken den Zugang zum Kampfraum ermöglichte. Der ursprünglich von der Panzergrenadiertruppe einmal für den Schützenpanzer geforderte Heckausstieg wurde nicht realisiert. Stattdessen musste die Besatzung wie bereits beim SPz M39 über die Bordwand auf- und absitzen.

Der Antrieb des Schützenpanzers, ein Viertakt-Ottomotor der Firma Rolls-Royce, der 222 PS leistete, befand sich im Fahrzeugheck. Mit einem Leistungsgewicht von 15,7 PS pro Tonne war der HS 30 gerade im hügeligen Gelände zu langsam.

Panzergrenadiere mit SPz, lang, HS 30, anlässlich der Parade zum 20-jährigen NATO-Jubiläum
(Foto: Lothar Schaack, Bundesarchiv)

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SPz lg (HS 30) mit 106mm Typ 40A1 Diese Fahrzeuge waren zunächst in allen PzGrenBtl vorhanden.
Ab 1973 wurden sie als Panzerjäger in den sJgKp und Heimatschutzbrigaden eingesetzt.
(Foto: Ralf Schulte)

 
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