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Die Flusspioniere der Bundeswehr

(BeWe) - Vorläufer der Flusspioniere auf dem Rhein nach dem 2. Weltkrieg waren die amerikanischen Einheiten der US-Navy Rhine River Patrol (USN-RRP) mit Stützpunkten in Mannheim, Karlsruhe und Wiesbaden-Schierstein, die britische Rheinflottille in Krefeld mit einem belgischen Sicherungsboot-Geschwader (25-m-Sicherungsboot Typ Hitzler) und die französische Rheinflottille der französischen Marine mit ihren Stützpunkten in Kehl und Koblenz-Lützel.

Bundeswehr FluPiKp und frz. Rheinflottille gemeinsam im Jahr 1959 im BW-Stützpunkt Wiesbaden-Schierstein.
Foto: Archiv Berndt Wenzel

Als die Amerikaner zum 1.4.1958 ihre drei Stützpunkte der Flusspionierkompanie (TV) 791 der Bundeswehr übergaben, überließen sie ihr zugleich 16 Pionier-Landungsboote des Typs Mannheim (10 Boote des Typs Mannheim 51A |L 1001 – L 1010| und 6 Boote des Typs Mannheim 53 |L 1011 – L 1016| sowie das Stabs- und Wohnschiff Barge (ex MAL -Marine-Artillerie-Leichter- der Kriegsmarine) und 12 Sicherungsboote 25m des Typs Hitzler (USN 21 bis 32) und 9 Sicherungsboote der 27-m-Klasse Typ Burmester (USN 33 bis 41).

"Flottille du Rhin Nord" der frz. Armee 1957 in Koblenz-Lützel vor Übergabe an die Bundeswehr. Stabsschiff
A 789 LES VOSGES (ex Brunhild), Landungsboote Typ Mainz, große Sicherungsboote und Vedettes der 11-m-Klasse
Foto: Archiv Berndt Wenzel

Im September 1957 war bereits in Koblenz die Flusspionierkompanie (TV) 790 aufgestellt worden. Sie erhielt von der französischen Force Maritim du Rhin deren sieben Landungsboote des Typs Oberwinter (L 901 – L 907) – eine Weiterentwicklung des MAL/L-Boot 43 bzw. EL/L-Boot 45 der Wehrmacht – , sechs Landungsboote des Typs Mannheim 51F (L 911 – L 916), 11 Sicherungsboote (10 Boote Typ 11-m-Vedette/Schottel |Y 6640 und Y 6642 bis Y 6650 und ein Sicherungsboot Typ 20-m-Vedette |P 9799; bei BW S 101|) sowie das Stabsschiff Les Vosges. Bei dem Stabsschiff handelte es sich um das ehemalige Schiff Brunhild der deutschen Donauflottille aus dem 2. Weltkrieg. Es stand nach dem Krieg als Washington bei der US-Navy auf der Donau im Dienst, wurde 1953 in Deggendorf zerlegt und auf dem Landweg nach Würzburg transportiert, so sie wieder zusammengesetzt und als Les Vosges erneut in Dienst gestellt wurde. Ferner wurden den Flusspionieren die beiden Schlepper Hohneck und Nideck leihweise überlassen.

Am 13.5 1959 schließlich wurde am Niederrhein eine dritte Kompanie aufgestellt und im Stützpunkt Krefeld-Uerdingen beheimatet. Da die Engländer ihre Fahrzeuge wieder mit auf die Insel nahmen, mussten neue Boote beschafft werden. Als Ersatz für die inzwischen aussonderungsreifen Oberwinter-Boote wurden bei der Schimag Werft in Mannheim und Berninghaus Werft in Duisburg 23 Landungsboote des verbesserten Typs Mannheim 59 in Auftrag gegeben. Sie unterschieden sich von den Booten der Typen Mannheim 51 A und F sowie Mannheim 53 lediglich durch eine hydraulisch betätigte Bugrampe.

Pionier-Landungsboot L 134 Typ Mannheim 59 der FluPiKp 731 in Achim/Weser (1967). Auf dem Foto sind ferner vier
 Sicherungsboote Typ Schottel (BW Neuentwicklung) und ein Pionier-Schlepper Typ Mainz zu erkennen.
Foto: Berndt Wenzel

Im Januar 1960 entstand aus der Kompanie am Oberrhein eine zweite, im April 1962 aus Abgaben aller vier eine Kompanie für die Unterweser in Achim und schließlich im September 1962 eine weitere Kompanie in Krefeld. Damit existierten sechs Flusspionierkompanien (FlußPiKp): FlußPiKp 731 in Achim/Weser, FlußPiKp 732 und FlußPiKp 733 in Krefeld-Uerdingen, FlußPiKp 734 in Koblenz-Lützel, FlußPiKp 735 in Wiesbaden-Schierstein und FlußPiKp 736 in Karlsruhe-Mühlburg. Geplant war noch je eine Kompanie für den Niederrhein, die Unterelbe und die Donau. Zu diesem Zeitpunkt verfügten die Flusspioniere über 45 Landungsboote des Typ Mannheim.

Das BWB hatte schon 1958 an die Bodanwerft in Kreßbronn am Bodensee und an die Clausenwerft in Oberwinter am Rhein den Auftrag zur Entwicklung einer zerlegbaren, bahn- und straßentransportfähigen Flussfähre erteilt. Beide Werften bauten bis zum 30.7.1961 je einen Prototyp und gaben ihn in die Erprobung. Der Bodan-Fähre wurde schließlich die Einführungsreife erteilt. Das Vormuster dieser „Pi-Fähre MLC 30/50“ – so die offizielle Bezeichnung – ging am 30.12.1962 in die Materialverantwortung der Truppe über, der zwischen dem 10.12.1965 und 24.3.1966 zu weiteren Erprobung die drei Boote der 0-Serie ausgeliefert wurden. Damit existierten vier Fähren (F-410 bis F-413). Zwischen dem 29.10.1971 und dem 27.6.1974 kamen die äußerlich unveränderten, aber Motor mäßig und im Deck verstärkten neun Baumuster der Hauptserie I als „Pi-Fähren MLC 120/60“, denen die drei Fähren der 0-Serie im Jahre 1973 baulich angeglichen wurden. Am 1.12.1975 wurde als Ersatz für den am 26.4.1972 ausgesonderten Prototypen nach eine Fähre nachbestellt und ausgeliefert, während die Bauserie II nicht mehr in Auftrag gegeben wurde, sondern dem Rotstift zum Opfer fiel.

Pionier-Fähren F-412 und F-410 bei der FluPiKp 734 in Koblenz-Lützel am 25.7.1967. Davor liegt Pionier-Schlepper T 41 (Typ Mainz)
und rechts hinten ein 25-m-Sicherungsboot Typ Hitzler.
Foto: Berndt Wenzel

Die französischen Sicherungsboote des 11-m-Vedette Typs wurden bereits nach einem Jahr ausgemustert und S 101 ging zu FlußPiKp 731 nach Achim an die Weser. Um den Bedarf für die sechs Kompanien zu decken gab die Bundeswehr bei der Schottelwerft ein neues 15,5m langes Sicherungsboot Typ Koblenz in Auftrag. Auch hier bestand die Forderung nach Zerlegbarkeit und nach Bahn- und Straßentransport. Das BWB gab zunächst drei Prototypen in Auftrag die als S-A, S-B und S-C in Dienst kamen. Nach der Erprobung wurde eine Serie des Sicherungsboot 15,5-m Typ Koblenz (Schottel) von 8 Fahrzeugen in Auftrag gegeben und unter den Nummern S 401 – 403, S 104 und S 301 – 304 in Dienst gestellt. Die drei Prototypen erhielten die Nummern S 201 – 203. Da sich die elf Boote nicht besonders bewährten, wurden sie bereits 1971 a.D. gestellt.

Für jede FlußPiKp war ein Schlepper vorgesehen. Nach der Auflösung von zwei Kompanien wurden lediglich noch vier Schlepper des Typ Mainz (T 21 später T 3201, T 41 später T 8101, T 51 später T8201 und T 61 später T 3101) beschafft und den Einheiten zugeordnet.

Bundeswehr FluPiKp 732 im Stützpunkt Krefeld/Hafen. Die Kompanie besteht aus 12 Landungsbooten Typ Mannheim 59; einem Schlepper Typ Mainz und drei 25-m-Sicherungsbooten Typ Hitzler.
Foto: Berndt Wenzel

Die damalige STAN wies je Kompanie drei Einsatzzüge zu je drei Landungsbooten und ein Sicherungsboot aus, dazu neben der Kompanieführungsgruppe mit zwei Instandsetzungstrupps, zwei Tauchergruppen und eine Schleppbootgruppe (in der Regel 12 Landungsboote, 4 Sicherungsboote und ein Schlepper). Für Ausbildungszwecke wurden den beiden übergeordneten Regimentsstäben außerplanmäßig bis auf weiteres noch je ein Sicherungsboot Typ Burmester und je ein Pionier-Landungsboot Typ Mannheim zugestanden. Als Folge der ab 1970 sich vollziehenden Zusammenfassung der Truppen des aufgelösten Kommandos der Territorialverteidigung mit dem Heer, wurden die Kompanienummern geändert. Die zwei Flusspionierkompanien des Nordabschnittes hießen nun FlußPiKp 831 (Achim/Weser) und FlußPiKp 832 (Krefeld), die des Südabschnitts FlußPiKp 881 (Neuwied, früher Koblenz) und FlußPiKp 882 (Wiesbaden-Schierstein).

Mit Zulauf der Bodan-Fähren wurden die Pionierlandungsboote des Typs Mannheim 51A/F und Mannheim 53 sowie die Landungsboote des Typs Oberwinter nach und nach ausgesondert. Im Oktober 1986 wurden zur Einsparung im Verteidigungsetat auch noch die Kompanien in Krefeld und Wiesbaden-Schierstein aufgelöst. Auch der Stützpunkt in Achim an der Weser wurde aufgegeben. Zu diesem Zeitpunkt existierten nur noch die FlußPiKp 800 und 850 in der „General-Henke-Kaserne“ in Neuwied. Übriggeblieben ist schließlich nach dem Jahr 2000 nur noch die Lehrbootgruppe im Emmerich mit dem Schlepper Typ Mainz (T 821) und die dreizehn Bodanfähren. Unterdessen sind der Schlepper und die Bodanfähren ausgesondert worden und werden über die VEBEG verkauft. Damit ist die letzte amphibische Komponente in der Bundeswehr verschwunden, die Flusspioniere haben – wie seinerzeit schon die amphibischen Kräfte in der Bundesmarine – auf zu existieren.

Herzlichen Dank an Berndt Wenzel für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Seiten.

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