Die M60-Familie (US)

(schu) - Vier Jahrzehnte lang bildete der Kampfpanzer M60 das Rückgrat zahlreicher Panzerverbände der westlichen Welt. Er gehört damit zweifelsfrei zu den erfolgreichsten Fahrzeugen seiner Art im 20.Jahrhundert. Gebaut wurde er in einer Gesamtstückzahl von 15.000 Fahrzeugen. Zu den Nutzern zählen/zählten neben der US Army und dem US Marine Corps mehr als 20 weitere Länder.

Früher M60 Kampfpanzer mit Rundturm aber 105mm Geschütz
(Foto: Hans Stenzel)

M60 - Die Basisversion

Entwickelt wurde der M60 im Auftrag der US Army. Als das amerikanische Heer 1960 die ersten der insgesamt 2200 von Chrysler gebauten M60 in Dienst stellte, erinnerte der Kampfpanzer in vielerlei Hinsicht noch an seinen Vorgänger, den mittleren Kampfpanzer M48. Das Fahrwerk entsprach ebenfalls im Großen und Ganzen dem des M48 Patton, jedoch bestanden die Laufrollen nun aus geschmiedetem Aluminium und die Zahl der Stützrollen wurde von fünf auf drei reduziert. Da die US Army zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs einen Dieselmotor forderte, baute man das 750 PS starke Dieseltriebwerk AVDS-1790 ein. Das Fahrzeug hatte eine Wannenlänge von 6,95 m, war 3,63m breit und 3,26m hoch. Es brachte ein Kampfgewicht von fast 52t auf die Waage. 

Bei der Bordwaffe handelte es sich zunächst noch um ein 90mm Geschütz. Das Blenden-MG war ein MG M73 im Kaliber 7,62 mm. Als Fla-MG diente das M2 im Kaliber 12,7mm von Browning, das aus dem M48 übernommen wurde. Die Besatzung bestand aus vier Mann: Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und Fahrer.

Olivgrüner Kampfpanzer M60 mit M48-Turm beim Manöver in Deutschland
(Foto: Hans Stenzel)

M60A1

Bereits kurze Zeit nach der Indienststellung des M60 liefen der US Army die ersten Fahrzeuge in der Ausführung M60A1 zu. Diese Ausführung besaß einen neuen, schmaleren Turm, verfügte über eine stärkere Panzerung und ein neues Munitionslager. 

Der neue Turm war jetzt groß genug, um das in Großbritannien entwickelte M68 Geschütz des NATO-typischen Kalibers 105mm aufnehmen zu können. Die Sekundärbewaffnung wurde ebenfalls modernisiert: als Fla-MG diente jetzt das 12,7 mm MG M85, für das 900 Schuss zur Verfügung standen, und als Blenden-MG baute man das 7,62 mm MG A4 ein. 

Passive Restlichtverstärker in den Visieren des Kommandanten und des Richtschützen, ein Nachtsichtgerät für den Fahrer sowie ein IR-/Weißlichtscheinwerfer über der Waffenblende der Bordkanone sicherten die Nachtkampffähigkeit. In dieser Version blieb der M60 bis 1979 in der Fertigung.

M60A1 mit schmalem Turm
(Foto: Hans Stenzel)

M60A1 (AOS) und M60A1 (RISE)

Bereits 1971 erhielten die M60A1 neue Luftfilter nachgerüstet. Ein Jahr später erfolgte die Nachrüstung eines Stabilisierungssystems für die M68-Hauptwaffe. Derart nachgerüstete Fahrzeuge trugen die Bezeichnung M60A1 (AOS - Add-On Stabilization). Zur weiteren  Kampfwertsteigerung unterzog man die 1975 im Dienst stehenden M60A1 dem sogenannten RISE-Programm. RISE stand für "Reliability Improvements for Selected Equipment", was soviel bedeutet wie "Zuverlässigkeitssteigerung für ausgewählte Ausrüstung". Die Maßnahmen betrafen wiederum das Trieb- und das Laufwerk sowie die Zurüstung von Nebelwurfeinrichtungen an den Turmseiten. Die ursprüngliche T97 Kette wurde durch die von FMC entwickelte T142 Kette mit abnehmbaren Kettenpolstern ersetzt. Ein weiterer Nachrüstungsschritt führte zum M60A1 (RISE) (Passive). Dabei kam ein kleinerer Suchscheinwerfer, der Weiß- und IR-Licht produzieren konnte, zum Einbau. Nachrüstungen erfolgten ebenfalls im Bereich der Nachsichtoptiken für den Fahrer, den Richtschützen und den Kommandanten. Und letztendlich erhielt das Rohr der M68 eine Wärmeschutzhülle.

RISE konnte von den Einheiten vor Ort vorgenommen werden. Wo dieses nicht möglich war, erfolgte die Umrüstung im Rahmen der Depotinstandsetzung. Ab 1979 tauchten die ersten M60A1 RISE bei der 7. US Armee in Deutschland auf. 

M60A1 mit Räumschild im Tarnanstrich der 7. US-Armee
(Foto: Hans Stenzel)

M60A3 und M60A3 TTS

Der Ausführung M60A1 folgte ab 1978 die Neuproduktion des M60A3 in einer Stückzahl von 1700 Fahrzeugen. Darüber hinaus wurden mehrere tausend M60A1 dem Upgrade auf den Rüstand M60A3 unterzogen. Mit der Neuproduktion bzw. der Aufrüstungen gingen weitere Verbesserungen einher. Dazu gehörte eine Halon-Gas-Brandunterdrückungsanlage. Die wohl wichtigsten Verbesserungen betrafen aber den opto-elektronischen Laserentfernungsmesser AN/VVG-2 sowie den digitalen Ballistikrechner M21 von Hughes. Der Ballistikrechner bekam über zahlreiche am Panzer angebrachte Sensoren die verschiedensten Werte wie Windgeschwindigkeit, Schräglage, Munitionsart, Verschleiß der Kanone oder die Bewegung des Ziels und konnte so die Kanone richten. Der Laserentfernungsmesser hatte bei einer Entfernung von 200 bis 5.000 m eine Genauigkeit von 10 m. 

M60A3 TTS im NATO-Flecktarnanstrich

Die Nachrüstung des Wärmebildgeräts Texas Instruments AN/VSG-2 TTS, das vom Kommandanten und Richtschützen gleichermaßen genutzt werden konnte, beendete schließlich die breite Palette der Modifikationen, denen der M60 im Dienst der US Army unterzogen wurde. Insgesamt wurden 5000 M60A3 auf den Rüststand M60A3 TTS (tank thermal sight) gebracht. Die M60 des Heeres wurden nicht mehr mit einer passiven Reaktivpanzerung ausgestattet.

Nach einer mehr als dreißigjährigen Dienstzeit verschwanden die letzten M60 Kampfpanzer Anfang der neunziger Jahre aus dem aktiven Heeresdienst. Etliche gehören aber nach wie vor zum Bestand der US Reserve und der Army National Guard. Für diese Fahrzeuge war die Aufrüstung auf den Stand M60A4 vorgesehen. Aus finanziellen Gründen unterblieb die Nachrüstung aber.

M60A1 des USMC mit Reaktivpanzerung

M60A1 des US Marine Corps (USMC)

Das USMC entschied sich Anfang der siebziger Jahre zur Beschaffung des M60A1. Sie sollten die alten M48 und M103 der USMC Tank Battallions ersetzen. Die Auslieferung verzögerte sich jedoch bis ins Jahr 1975, da zunächst einmal der durch den Yom-Kippur-Krieg gesteigerte Bedarf der israelischen Armee bedient werden musste. Der M60A1 blieb bis zum Beginn der neunziger Jahre bei den Marines im Einsatz. 

Die M60A1 der USMC waren übrigens die einzigen Kampfpanzer dieses Typs, die aktiv an militärischen Kampfeinsätzen beteiligt waren. So gelangten die M60A1 der USMC Tank Batallions in der Mitte der Achtziger im Libanon zum Einsatz. Und obwohl das USMC 1990 mit der Einführung des M1 Abrams begann, verfügte es zu Beginn des Golfkriegs noch über eine stattliche Anzahl von M60A1. Davon waren 1988 insgesamt 170 Stück mit einer passiven Reaktivpanzerung versehen worden. Daraus erklärt sich, dass bei den Operationen Desert Shield und Desert Storm neben den neuen M1A1 Panzern des USMC auch noch 210 M60A1 der 1. Marine Expeditionary Force (zum Teil mit vorgebautem Minenräumgerät) zum Einsatz kamen. Ihre Verwendung beschränkte sich allerdings auf die Befreiung von Kuwait City. 

M60A2 "Starship"

M60A2 Starship

Bislang unerwähnt geblieben ist die Version M60A2. Von dieser Ausführung wurden zwischen 1972 und 1975 insgesamt 526 Fahrzeuge gebaut. Im Gegensatz zu den M60A1 und M60A3 trugen die M60A2 eine 152mm Bordkanone, die neben der konventionellen Munition auch die Lenkflugkörper "Shillelagh" verschießen konnte, als Turmwaffe. Die Feuerleitanlage war jedoch zu kompliziert und zu störungsanfällig, so dass die "starships" die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten. Die M60A2 wurden daher bereits kurze Zeit nach ihrer Einführung wieder außer Dienst gestellt und zu Brückenlegepanzern M60A1 AVLB oder zu Combat Engineer Vehicles (CEV) M728 umgebaut. Der letzte M60A2 wurde 1981 aus dem Dienst der US-Army zurückgezogen.

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