Main Battle Tank FV 4007 'Centurion' (UK)

(schu) - Die im zweiten Weltkrieg in Nordafrika gewonnenen Erfahrungen brachten die britische Heeresführung zu der Überzeugung, dass Feuerkraft, Panzerung und Beweglichkeit und nicht Geschwindigkeit die entscheidenden Faktoren für die erfolgreiche Panzerkriegsführung sein würden. Angesichts der deutschen Tiger und Panther forderten sie daher einen Kampfpanzer, der sowohl Panzerabwehr- wie Sprengmunition verschießen konnte, dessen Panzerung eine hohe Überlebensfähigkeit erwarten ließ und dessen Universal-Fahrgestell weitere Entwicklungsmöglichkeiten bot.

Centurion Mk II
(Foto: PUGH, S. (1962): Fighting Vehicles and Weapons of the Modern British Army)

Bis Mitte Mai 1944 hatten die Vorstellungen konkrete Formen angenommen. Der neue britische Kampfpanzer würde als Schutz gegen Panzerminen eine bootförmige Wanne haben, das Fahrwerk wäre ein modifiziertes Horstmann-Laufwerk und als Antrieb würde der bewährte Meteor-Motor genutzt werden. Die Hauptwaffe sollte eine 17pdr Kanone sein. Im Frühjahr 1945 standen die ersten sechs Prototypen des neuen Kampfpanzers A41 für die Erprobung auf dem Gefechtsfeld zur Verfügung. Die Fahrzeuge wurden im Mai 1945 nach Europa transportiert, kamen aber zu spät, um noch an Kampfhandlungen teilnehmen zu können. Derweil lief in Großbritannien bereits seit Januar 1945 die Prototypenproduktion eines stärker gepanzerten A41A. In den jetzt gegossenen Turm kam wieder eine 17pdr-Kanone zum Einbau. Im Zuge der weiteren Entwicklung und der Einführung der Typenbezeichnung Centurion erhielten diese beiden Modelle die Bezeichnung Centurion Mk I und Centurion Mk II.

Centurion Mk III des 3 RTR auf dem Verladebahnhof Detmold in 1955
(Foto: Tom McGarry)

Serienreife erreichte der Centurion 1947 mit dem Mk III. Von dieser Ausführung, die mit einer 20pdr-Kanone bewaffnet war, wurden rund 2.800 Stück gebaut. Im Januar 1951 mussten sich die Mk III im Rahmen des Koreakrieges erstmal im Kampfeinsatz bewähren. Bis zum Produktionsende im Jahr 1962 die Royal Ordnance Factory, Vickers und Leyland Motors insgesamt etwas mehr als 4.400 Centurion Kampfpanzer. Davon gingen 2.500 an die britische Armee, der Rest stand u.a. bei den Panzerstreitkräften Australiens, Neuseelands, Kanadas, Dänemarks, der Schweiz, der Niederlande und Israels im Dienst.

Centurion Mk III des 5 RTR bei einer Parade in Paderborn 1966
(Foto: Keith Morrisson)

Die Mk III bildeten das zahlenmäßig größte Fertigungslos und stellten auch die Basis für mehr als zwanzig Kampfwertsteigerungen bzw. 10 verschiedene Ausführungen dar. Als die Centurion des Royal Armoured Corps Ende der sechziger Jahre vom Chieftain ersetzt wurden, entsprach die Mehrzahl von ihnen der Ausführung Mk XIII. Sie waren entsprechend dem NATO-Standard mit einer 105mm Kanone bewaffnet, verfügten über eine mehrfach aufgedickte Panzerung, hatten IR-Nachtsichtausrüstungen, besaßen ums Doppelte erhöhte Kraftstoffkapazitäten und waren schließlich um eine Tonne schwerer (51,8t) und um ca. 30 cm länger (7.823 mm Wannenlänge) als die Mk V. Während der ganzen Entwicklung blieben der 12-Zylinder-Rolls-Royce-Motor MK IVB und das Merritt-Brown-Getriebe Z51R unverändert.

Centurion Mk V ohne "bazooka plates"
(Foto: N.N.)


 

Centurion Mk XIII mit 105 mm Kanone als "Türsteher"
(Foto: Clemens Niesner)

Wichtige Zwischenstufen auf dem Weg vom Mk III zum Mk XIII waren:

  • Mk IV: Von Vickers (Elswick) entwickelte Kampfwertsteigerung mit 20pdr Kanone. Einführung außen liegender Zusatztanks bzw. eines Monotrailers zum Transport von 910 Litern Kraftstoff. In den Varianten V/1 mit verstärkter Panzerung und als V/2 mit 105 mm Kanone. Die meisten Mk III wurden auf den Stand Mk V umgerüstet.

  • Mk VII: Die Kampfwertsteigerung von Leyland beinhaltet den Einbau einer 20pdr Kanone mit Rauchabsauger sowie die Erhöhung des Munitionsvorrats auf 61 Granaten. Offizielle Bezeichnung: FV4007.

  • Mk VIII: Mk VII mit flexibler Blende und als wichtigste Neuerung die Einführung der Gegendrehkuppel.

  • Mk IX: Wie Mk VII, aber jetzt mit 105 mm Kanone L7A1 L/51.

  • Mk X: Wie Mk VIII, aber mit 105 mm Kanone L7A1 mit Wärmeschutzhülle und einem 12,7 mm Einschieß-MG. In dieser Ausführung war auch eine Waffenstabilisierungsanlage vorhanden und die IR-Nachtkampfausrüstung war jetzt Standard.

  • Mk XIII: In dieser 1964 gebauten Ausführung verabschiedete sich der Centurion aus dem Dienst der britischen Panzer- und Artillerietruppe (VB-Fahrzeug). Zum Standard gehörten jetzt einige kleinere Verbesserungen, die z.T. bereits in Vorgängerausführungen eingeführt worden waren: z.B. das Fla-MG, das E-MG, der Staukorb am Turmheck oder die IR-Nachtkampfausstattung. Die offizielle Bezeichnung lautete jetzt FV4017.

Als die Centurion des Royal Armoured Corps Ende der sechziger Jahre vom Chieftain ersetzt wurden, entsprach die Mehrzahl von ihnen der Ausführung Mk XIII (FV4017). Eingesetzt wurden die Centurion in den Panzerregimenter und als VB-Fahrzeuge bei der Royal Artillery. Die britischen Panzerregimenter waren normalerweise mit 48 Centurions in drei Squadrons (je 15 Fahrzeuge) und dem Regimentsstab (3 Fahrzeuge) ausgerüstet. Die Squadrons gliederten sich wiederum in vier Züge (troops) zu je drei Panzern, davon ein Centurion Mk V mit Räumschild,  und der Kompanieführungsgruppe mit ebenfalls 3 Fahrzeugen. Davon abweichend konnten die Panzerregimenter der BAOR in Deutschland auch ersatzweise mit sechs schweren Conqueror Kampfpanzern ausgestattet sein.

Schweizer Pz 55 mit 105 mm Bordkanone
(Foto: Sammlung Ralf Schulte)

Der Kampfpanzer Centurion war in den späten fünfziger und den sechziger Jahren nicht nur die Standardwaffe der britischen Panzertruppe, sondern stand auch in Schweden (Strv 81), der Schweiz (Panzer 55/Centurion Mk V, Panzerz 57/Centurion Mk VII, Panzer 57/60), den Niederlanden oder Dänemark im Dienst. Darüber hinaus gehörten neben anderen auch Australien, Kanada, Indien, Israel oder Südafrika zu den Nutzerstaaten. Die Bundeswehr erprobte 1956/57 den Centurion Mk VII, entschied sich aber für den amerikanischen Mitbewerber M48.

Auf der Basis des Centurion Kampfpanzers entstanden im Laufe der Jahre zahlreiche Spezialfahrzeuge. Zu nennen sind die Centurion Mk V Brückenleger FV4002 und FV4016, der Bergepanzer FV4006 (ARV), der Pionierpanzer mit 165 mm Ladungswerfer FV4003 (AVRE) oder auch der FV4018 als Beach Armoured Recovery Vehicle (BARV) der britischen und niederländischen Marineinfanterie.

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