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Daimler-Benz Experimentalfahrzeug (Bw)
- Radkampfwagen 90 -

(schu) - Bis zur Mitte der achtziger Jahre hielten Wehrtechniker radgetriebene Kampffahrzeuge von mehr als 20t Gefechtsgewicht für nicht machbar.  Mit Fahrzeugtypen, wie dem Spähpanzer 2 Luchs (19t Gefechtsgewicht) oder dem Transportpanzer 1 Fuchs (16,4t Gefechtsgewicht), habe man das Ende der Fahnenstange erreicht, so hieß es sinngemäß. Ein Leopard Kampfpanzer auf Rädern schien also ausgeschlossen zu sein.

Demonstrationsfahrzeug Rad der WTS in Koblenz
(Foto: Torsten Wieking)

Vor diesem Hintergrund entwickelte und testete Daimler-Benz ein 32t schweres 8x8 Experimentalfahrzeug (EXF). Das 6,95m lange, 2,99m breite und 1,74m hohe (Oberkante Wanne) Fahrzeug wurde von einem 610kW-starken OM 444 LA Dieselmotor angetrieben. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 110km/h. Der EXF 8x8 war mit CTS Gefechtsreifen der Größe 17.5-R25 XL ausgerüstet, die Continental speziell für die militärischen Anforderungen entwickelte. Das Fahrzeug verfügte über eine Reifendruckregelung, damit der Reifendruck zur Verbesserung der Geländegängigkeit an die Bodenverhältnisse angepasst werden konnte.

Frontansicht des EXF
(Foto: Torsten Wieking)

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie belegten, dass Radkampfwagen durchaus eine kostengünstige und leistungsstarke Alternative zu Kettenfahrzeugen sein können. Damit rückte das Konzept eines radgetriebenen Panzerzerstörers  mit 105mm oder 120mm Kanone und einem Turmgewicht von 10,5t bis 14,5t in den Bereich des möglichen. Vorstellbar wurden u.a. auch gepanzerte Mörserträger für 120mm Mörser, Flakpanzer mit 30mm Zwillings- bzw. 27mm Vierlingsgeschütz oder Panzerjäger mit höhenelevierbarer Waffenanlage.

Panzerzerstörer-Studie von Daimler-Benz mit Turm-Dummy
(Foto: Axel Klunkert)

Das abgebildete Fahrzeug zeigt einen Prototypen, dem zur Erzeugung eines 'combat vehicle-look-a-like'-Eindrucks sowie zur Gewichtssimulation der Prototypturm eines Kampfpanzers Leopard 2 aufgesetzt wurde. Der Turm war jedoch nicht funktionsfähig. Selbst drehen ließ er sich nicht.

Das Experimentalfahrzeug besaß einen Heckmotor
(Foto: Axel Klunkert)

Aufgrund der sich verschlechternden Marktlage im Bereich Wehrtechnik wurde das Vorhaben in den neunziger Jahren eingestellt. Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen flossen jedoch in die Weiterentwicklung von Radpanzern (z.B. GTK/Boxer) ein. Ein erhalten gebliebener EXF 8x8 steht in der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz.


Unser besonderer Dank für die Bereitstellung der Fotos und der fachlichen Informationen gilt Nelson During, Axel Klunkert,
Frank Lobitz und Torsten Wieking.

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