logo-1.jpg (18570 Byte)

Feldlager (Bw)
- Grundkonzeption -

(schu) - Langwierige Einsätze im Ausland, fern des heimatlichen Standorts und dessen Infrastrukturen, gehören heute zum Alltag deutscher Streitkräfte. Kennzeichnend für die Einsatzbedingungen sind häufig neben ungewohnten klimatischen Verhältnissen insbesondere fehlende oder nur unzureichend entwickelte infrastrukturelle Rahmenbedingungen. Was in der Kaserne noch zur wenig beachteten Selbstverständlichkeit gehörte, wird in den Feldlagern Afghanistans oder des Kosovo auf einmal zum Luxus. Aus der Fürsorgepflicht gegenüber den Soldatinnen und Soldaten ergab sich die Notwendigkeit zur kurzfristigen Entwicklung von Unterbringungs- und Betreuungskapazitäten, die soweit wie möglich akzeptable Lebensbedingungen bieten. Darüber hinaus finden Auslandseinsätze nicht im rechtlichen Niemandsland statt. Die nationalen Standards in Sachen Arbeits- und Umweltschutz müssen berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund und angesichts der wachsenden Zahl von Auslandseinsätzen entwickelte die Bundeswehr in den neunziger Jahren ein eigenes Feldlager-Konzept. 

Modellhafte Darstellung eines Bundeswehr-Feldlagers
(Quelle: www.treff.bundeswehr.de / verändert v. R. Schulte)

Der Begriff Feldlager ist klar definiert. Er bezeichnet eine "verlegbare militärische Einrichtung, die in einer kurzen Vorbereitungszeit der Truppe bei länger andauernden Einsätzen im Ausland Lebens- und Arbeitsbedingungen schaffen soll, die denen im Heimatland angenähert sind". Da die Bundeswehr zu Beginn der Auslandseinsätze nur über unzureichende Fähigkeiten zur längerfristigen Stationierung von Truppen unter feldmäßigen Bedingungen verfügte (siehe Somalia-Einsatz), mussten die erforderlichen Feldlager-Komponenten unter erheblichem Zeitdruck entwickelt werden. Die Planungen begannen im April 1998, das erste "Test-Feldlager" wurde im Dezember 1998 nach Mazedonien verlegt und die Auslieferung der ersten "Serien-Feldlager" für 4.200 Soldaten (= 3.000 Wohncontainer und 1.200 Einheitszelte) startete im Oktober 1999. Bis zum Jahr 2010 sollen Feldlager-Kapazitäten für 16.500 Soldaten (= 4.200 Wohncontainer und 12.300 Einheitszelte) zur Verfügung stehen.

Kernelement jedes deutschen Feldlagers ist die "Feldlager Komponente Bundeswehr". Sie besteht aus Grundmodulen für je 300 Personen und einem Betriebsmodul für drei Grundmodule. Entsprechend den einsatz- und nutzerorientierten Anforderungen lassen sich zusätzliche Funktions-Module einbinden. Grundlegendes Infrastrukturelement von Feldlagern ist der im internationalen Transportwesen gebräuchliche und auch im Containerkonzept der Bundeswehr favorisierte 20-Fuß-Container nach ISO-Norm mit den Maßen 20' x 8' x 8'6". Damit ist die Verlegbarkeit des Feldlagers mittels aller gängigen Land-, Wasser- und Lufttransportsysteme gewährleistet. Von zentraler Bedeutung ist ferner das vierzig Quadratmeter große Einheitszelte Typ II. Der Vorteil der Zelte liegt im geringen Transportraumbedarf. Nachteilig ist aber die fehlende Klimatisierungsmöglichkeit gerade in extremen Klimazonen. Dem gegenüber erweisen sich Container als ungeeignet, wenn nur Lufttransportwege zur Verfügung stehen. Hier werden weitere Lösungen untersucht, die bei geringem Transportraumbedarf einen leichten Aufbau sowie eine Klimatisierung ermöglichen.

Feldlager im Truppenalltag: links mit Zelten und Wohncontainern, rechts mit Einheitszelten
(Fotos: www.deutschesheer.de, Andreas Wichmann)

In einem Feldlager ist (fast) alles zu finden, dass für ein halbwegs erträgliches Leben fern der häuslichen Umgebung erforderlich ist. Daher gehören Feldwäschereien, Feldküchen mit Verpflegungsbereichen, Marketenderläden, Wasseraufbereitungsanlagen ebenso selbstverständlich zum Feldlager-Konzept wie der Unterkunftsbereich. Selbst feldmäßige Internetcafes, Telefonanschlüsse, Feldpoststellen sowie Freizeiteinrichtungen finden Berücksichtigung.

Zum Schutz der Feldlager lässt das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) zur Zeit mobile Schutzeinrichtungen (Zäune, Unterstände, Bunker etc.) entwickeln und erproben. Auch dabei steht das Baukastenprinzip und die Verladefähigkeit in 20-Fuß-Containern oben an.

Für den Aufbau und Betrieb von Feldlagern waren zunächst die Feldlagerbetriebskompanien der Pioniertruppe zuständig. Im Zuge der Neustrukturierung der Bundeswehr ging die Zuständigkeit für die Unterbringung der Einsatzkräfte im Ausland an die Streitkräftebasis (SKB) über. Bis 2005 stellt die SKB deshalb zehn Feldlagerbetriebskompanien in den Spezialpionierbataillonen auf. Für den weiteren Ausbau der Fähigkeiten wird über alternative Betreibermodelle nachgedacht. Dies kann bis hin zum Aufbau und Betrieb eines Feldlagers durch einen zivilen Provider und der Anmietung dieser Kapazitäten gehen. Darüber hinaus soll die Optimierung der vorhandenen Komponenten hinsichtlich Entsorgung und bestimmter nutzerspezifischer Anforderungen erfolgen. Kleinere Module, mit denen sich abgesetzte Feldlager für 20 – 100 Personen realisieren lassen, sind ebenso in Planung.

Literatur: CPM (2001): The German Field Camp - Accommodation, Supply, Servicing. 20 S. - St. Augustin

| HOME | PANZER | RADFAHRZEUGE | TARNSCHEMEN | GLIEDERUNGEN | NEUHEITEN | UNITED FUN SHOP |

Copyright: Andreas Richter, c/o UNITED-FUN, Invalidenstr. 9, D-31785 Hameln (Germany)