logo-1.jpg (18570 Byte)

Lkw 0,75 t gl Kraka Typ 640 (Bw)

(schu) - Im Herbst 1962 wurde von der Firma Zweirad-Union AG in Nürnberg, damals eine Tochtergesellschaft der Faun-Werke (Fahrzeugfabrik Ansbach und Nürnberg), ein geländegängiges und zusammenklappbares Kleinfahrzeug mit der Bezeichnung "Kraka" (Kraftkarren) vorgestellt. Dieses Fahrzeug war ursprünglich für den Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft sowie für Katastrophenschutz- und Hilfsdienste vorgesehen. Die ersten Prototypen waren mit einem dem Goggomobil entstammendem Zweitaktmotor der Firma Glas in Dingolfing ausgerüstet. Dieser Motor leistete im Kraka bei einem Hubraum von 400 ccm 16 PS. Die Felgen mit der Bereifung der Größe 6.00-16 waren baugleich mit den Rädern des DKW Munga. Da der eigentlich angesprochene Kundenkreis wenig Interesse an dem Fahrzeug zeigte, versuchte man verstärkt, die Bundeswehr als Kunden zu gewinnen, da von dieser ein geländegängiger, luftverlastbarer Waffenträger für die Luftlandeeinheiten gesucht wurde.

Unbeladener Lkw 0,75t gl Kraftkarren von Faun - hier das Fahrzeug eines Sammlers
(Foto: Ralf Schulte)

Im Jahr 1965 wurden zunächst 50 Fahrzeuge zu Erprobungszwecken an die Bundeswehr geliefert und sowohl bei der Erprobungsstelle 41 als auch bei der Luftlandedivision eingehend geprüft. Diese Fahrzeuge waren bereits mit den speziell entwickelten Niederdruckreifen der Größe 22 x 12 Lypsoid ausgerüstet, entsprachen ansonsten aber weitgehend den ersten Prototypen. Bei der Erprobung stellte sich bald heraus, dass das Fahrgestell für die vorgesehene Nutzlast von 750 kg zu schwach dimensioniert war. Außerdem erwies sich der eingebaute Zweitaktmotor als nicht kräftig genug.

Kraftkarren mit Funk-Einbausatz
(Foto: N.N.)

Ab 1971 wurden deshalb grundlegend überarbeitete Erprobungsmodelle von Faun an die Bundeswehr geliefert. Unter anderem wurde der Rahmen verstärkt und eine zusätzliche Blattfederlage an der Vorderachse montiert. Die Abdeckbleche über den Vorderrädern wichen geschlossenen Staukästen, das Armaturenbrett wurde neu gestaltet und die Antriebseinheit gegen eine stärkere getauscht. Zum Einsatz kam jetzt der aus dem BMW 700 stammende Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor (Typ 427) mit 697 ccm samt Getriebe. Die Motorleistung war durch einen geänderten Vergaser sowie einen Drehzahlbegrenzer von ursprünglich 34 PS auf 26 PS reduziert worden.

Panzerabwehrtrupp des FJgBtl 272 mit Kraka und Rüstsatz Milan
(Foto: Bundeswehr)

Die Krakas waren im CH-53G luftverlastbar - fahrbereit oder zusammengeklappt
(Foto: Ralf Schulte)

Kraka mit TOW-Rüstatz
(Foto: Wolf Canisius)

TOW-Krakas bei der Lehrvorführung "Prankenhieb/Starke Festung"
(Foto: Andreas Koch)

Kraka als behelfsmäßiger Verwundetentransporter mit zwei Feldtragen
(Foto: N.N.)

Zur Erd- und Luftzielbekämpfung: Kraka mit MK 20 mm von Rheinmetall
(Foto: Wolf Canisius)

Nach einigen weiteren Änderungen wurden in den Jahren 1974 / 75 insgesamt etwa 860 Stück des "Lkw 0,75 t gl Kraka Typ 640", wie der Kraftkarren offiziell genannt wurde, an die 1.LL-Division geliefert. Dort standen sie rund zwanzig Jahre lang im Einsatz. Die letzten Fahrzeuge wurden im Laufe der 90er Jahre ausgemustert und durch den Waffenträger Wiesel ersetzt.

Die von Anfang an als Rüstsatzträger konzipierten Kraka zeichneten sich durch eine gute Lufttransportfähigkeit (Abwurf am Fallschirm und Transport als Außenlast waren möglich) und hohe Robustheit aus. Die 1.400 mm x 1.400 mm große Ladefläche war zur Aufnahme verschiedener Einbausätze vorbereitet. So konnten die Krakas als Funkfahrzeuge oder behelfsmäßige Krankenkraftwagen (KrKw) eingesetzt werden. In der Rolle als Waffenträger waren die Kraka mit der MK 20mm, dem PzAbw-Leichtgeschütz 106 mm, dem 120 mm Mörser oder den PzAbw-System Milan und TOW ausgerüstet. Zur Versorgung der Mörsertrupps gab es zudem ein Munitionstransportfahrzeug, das 34 Mörsergranaten transportieren konnte.

Die Krakas waren ganze 1.190 mm (über Lenkrad) hoch, hatten eine entfaltete Länge von 2.780 mm und eine Breite von 1.510 mm. Beim zusammen geklappten Fahrzeug reduzierte sich die Länge auf 1.850 mm.

Eine leicht gepanzerte, zweisitzige Version des Kraka, welche mit einer 20 mm-Bordkanone oder zwei Panzerabwehr-Lenkraketen des Typs HOT ausgerüstet werden sollte, wurde 1972 vorgestellt, aber nicht in Serie gefertigt. Ebenso konnte sich der 1976 von Faun angebotene Kraka mit 602 ccm / 29 PS-Citroen-Motor nicht durchsetzen.

| HOME | PANZER | RADFAHRZEUGE | TARNSCHEMEN | GLIEDERUNGEN | NEUHEITEN | UNITED FUN SHOP |

Copyright: Andreas Richter, c/o UNITED-FUN, Invalidenstr. 9, D-31785 Hameln (Germany)