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Kanadische Tarnanstriche

(schu) - Wer sich mit Fahrzeugen der kanadischen Streitkräfte im Nachkriegs-Europa beschäftigt, wird sehr bald vor die Frage nach dem richtigen Tarnanstrich gestellt werden. Zwar führte das kanadische Heer Ende der achtziger Jahre, ebenso wie viele andere NATO-Staaten, die dreifarbige Flecktarnung aus bronzegrün (forest green), lederbraun (leather brown) und teerschwarz (tar black) ein, aber bei den IFOR, SFOR und KFOR Missionen tauchen immer noch alte Fahrzeuge in der kanadischen Mehrfarbtarnung bzw. fabrikneues Gerät in einer einfarbigen grünen Lackierung auf.

 

Früher 3-Farb-Tarnanstrich der CMBG

3-Farb-Tarnanstrich nach NATO-Standard

Grundfarbe

FS34172

FS34258

Sekundärfarbe

FS34098

FS30117

Sekundärfarbe

FS36081

FS36081

In den siebziger Jahren nutzte die Canadian Mechanized Brigade Group (CMBG) in Germany auf ihren Panzer- und Radfahrzeugen einen spezifischen Dreifarb-Anstrich. Das Tarnschema bestand in der Regel aus den Farben olive drab (FS34172), deep green (FS34098) und black (FS36081). Tatsächlich fehlte aber des öfteren eine der drei Farben. Kombinationen aus  deep green und black bzw. olive drab und black waren daher keine Seltenheit. Darüber hinaus erschienen die Tarnanstriche in Abhängigkeit vom Alter und Verwitterungszustand mehr oder weniger stark verändert. Das OD neigte zu einem bläulichen Hauch, die tiefgrünen Lacke veränderten sich in Richtung dunkelgrün und die schwarze Farbe vergraute ziemlich schnell. Für jeden Fahrzeugtyp gab es ein spezifisches Tarnschema. Der Übergang zwischen den Farben sollte weich sein.

Bergepanzer auf im spezifischen 3-Farb-Tarnanstrich der CMBG und mit dem markanten schwarzen "Maple Leaf"
(Foto: Wolfgang Igert)

Ein M113 mit grün-graugrün-schwarzer Tarnlackierung
(Foto: Wolfgang Igert)

Da die Truppen viele ihre Fahrzeuge und Geräte selber umlackieren mussten gab es durchaus auch harte Farbübergänge. Beim Winteranstrich mussten die schwarzen Flecken mit weiß abgedeckt werden. Aufgrund der großen Variationsbreite der Tarnanstriche fällt es schwer, allgemeingültige Aussagen zur richtigen Farbwahl zu geben.

Gefechtsstandspanzer M577 in Graugrün-Braun-Schwarz oder Graugrün-Olivgrün-Schwarz?
(Foto: N.N. / Sammlung Schulte)

M113A3 im üblichen NATO-3-Farb-Schema
(Foto: N.N. / Sammlung Schulte)

Unklar ist, die Entwicklung des kanadischen Tarnanstrichs in den achtziger Jahren. Zu dieser Zeit tauchten sowohl in Kanada als auch in Deutschland Fahrzeuge auf, die augenscheinlich einen graugrünen Grundanstrich mit schwarzen und auch braunen Tarnflecken aufwiesen. Selbst kanadische Quellen vermögen hier keine zuverlässigen Auskünfte zu geben. Die einen führen die Farbabweichungen auf unterschiedliche Farblieferanten und die Verwitterungsprozesse zurück, andere sehen hingegen eine veränderte Farbkombination als tatsächliche Ursache an.

Der 3-Farb-Tarnanstrich nach NATO-Standard auf einem MAN-10t-Lastwagen des 4 Service Battalion (CDN) aus Lahr
(Foto: Jörg Klingeldörfer)

Fakt ist, dass die kanadischen Streitkräfte Ende der achtziger Jahre begannen, den NATO-Flecktarnanstrich einzuführen. Fakt ist aber ebenfalls, dass finanzielle Realitäten in den neunziger Jahren dazu zwangen, neue Fahrzeuge nur noch in einer einfarbigen Lackierung in "green 383" zu beschaffen.

Leopard 1A2 in einfarbigem IR-Schutzanstrich
(Foto: Wolfgang Igert)

Eine bemerkenswerte Ausnahme von der oben beschriebenen Lackierungsregel stellte die kanadische Version des Leopard 1 dar. Obwohl ein offizielles dreifarbiges Tarnschema existierte, kam es nicht zur Anwendung. Die ersten Kampfpanzer Leopard 1 A2, die dem in Deutschland stationierten Panzerregiment, 1976 übergangsweise zur Verfügung gestellt wurden, trugen einen einfarbigen gelboliven IR-Schutzanstrich. Um die Schutzwirkung nicht zu beeinträchtigen, blieb der Anstrich unangetastet und wurde lediglich gewaschen. Ab 1978 liefen der kanadischen Panzertruppe die Ersten von insgesamt 114 Leopard C1 zu, die dem deutschen Rüststand 1 A3 entsprachen, aber über eine belgische Feuerleitanlage und ein belgisches Blenden- und FlaMG verfügten. Auch diese Leoparden waren in einfarbig in Oliv lackiert.

Ebenfalls in einfarbigem Oliv: Die frühen kanadischen C1-Leoparden
(Foto: Wolfgang Igert)

Die in Deutschland stationierten C1-Leoparden, Taurus-Bergepanzer, Badger-Pionierpanzer und Beaver-Brückenleger waren die ersten kanadischen Fahrzeuge, die im Rahmen der Werksinstandsetzung den neuen NATO-Fleckanstrich erhielten. Es wird berichtet, dass die in Lahr stationierten Dragoner diesen neuen Tarnanstrich für einen Irrtum hielten und zunächst begannen, ihre Leoparden wieder einfarbig olivgrün zu lackieren.


Diese Seiten entstanden im Rahmen der Aktion "Veteran der Monats" unter Mitarbeit
von  Wolfgang Igert und Jörg Klingeldörfer

 

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