Main Battle Tank FV4201 'Chieftain' (UK)

(schu) - Die Entwicklung des Centurion-Nachfolgers begann 1951 unter der Projektbezeichnung Medium Gun Tank No. 2. Der britische Generalstab verlangte von dem zukünftigen Panzer in erster Linie eine Feuerkraft, die den russischen T54, T55 und T62 bzw. IS-3 überlegen sein sollte. Die Panzerung und die Geländetauglichkeit waren erst in zweiter Linie von Bedeutung.

1962 entschied die britische Heersführung, zwei FV4201, jetzt als Chieftain bezeichnet, zu umfangreichen Tests zum 1th und zum 5th Royal Tank Regiment nach Deutschland zu schicken. Die Erprobungen verliefen, zumindest was die Erwartungen an  die Feuerkraft betraf, durchaus erfolgreich. Die Motorisierung erwies sich hingegen als absoluter Schwachpunkt. Ein Mangel, der die Entwicklungsgeschichte des Chieftains fast wie ein roter Faden durchziehen sollte. Ungeachtet dessen erteilte das britische Oberkommando 1963 den Auftrag zum Bau eines ersten Loses von 40 Chieftain Mark I. Die Panzer wurden 1965/66 ausgeliefert und ausschließlich für weitere Truppenversuche und Ausbildungszwecke genutzt. Wieder erwies sich die unzureichende Motorleistung als Problem. Berichten zu Folge waren die "Häuptlinge" so schwach motorisiert, dass eines der Fahrzeuge nicht mit eigener Kraft auf einen Panzertransporter auffahren konnte.

Nach einigen Nachbesserungen lieferte die Royal Ordnance Factory (ROF) im April 1966 die ersten Chieftain Mark II aus. Im November 1966 erhielten die 11th Hussars (Prince Albert's Own) als erste Panzereinheit sechs Chieftain. Weitere Fahrzeuge gingen an die 17/21st Lancers. Die nochmals leistungsgesteigerten Chieftain Mk III liefen ab September 1969 sowohl bei der Royal Ordnance Factory (ROF) in Leeds als auch bei Vickers in Elswick vom Band. Sie besaßen jetzt zwar 650 PS starke L60 Mark 5A Motoren, waren für einen 53-Tonnen-Panzer aber immer noch zu schwach motorisiert. Erst der Einbau der 750 PS starken L60 Mark 8 Motoren beim Chieftain Mk V führte zu befriedigenderen Ergebnissen.

Mit dem Mk V endete die Serienproduktion. Die Fahrzeuge dieses Baumusters hatten eine Wannenlänge von 7,52 Meter, eine Breite (mit Schürzen) von 3,5 Metern und eine Überalles-Höhe von 2,9 Metern. Das Gewicht war auf 55 Tonnen angewachsen. Die maximale Geschwindigkeit betrug 48 km/h und der Kraftstoffvorrat reichte auf der Straße für eine Fahrstrecke von 500 km. Die Bewaffnung bestand aus einer 120 mm L11A5 Kanone sowie 1 x 7,62-mm-Koaxial-MG und 1 x 7,62-mm-MG am Kommandantenluke. Markantes Merkmal war die ABC-Ausrüstung am Heck des Turmes.

Um die älteren Chieftains weiter nutzen zu können, entschied sich das britische Heer, sie wenigstens auf den Stand Mk V umzubauen. Dazu startete an den Instandsetzungs- und Depotstandorten  das Kampfwertsteigerungsprogramm "Totem Pole". In drei Stufen (X, Y und Z) rüstete man das Beobachtungs- und Feuerleitsystem um (X) und verbesserte die Fahrwerks- und Motoreigenschaften (Y und Z).

Die Versionen Mk VI bis XI stellten weitere Upgrades der bis dahin gebauten und ggf. schon einmal kampfwertgesteigerten Chieftain dar. Der Einbau des GEC-Marconi Feuerleitsystems (IFCS) führte zum Mk IX und Mk X. Beim Rüstand Mk XI kamen noch die passiven Stillbrew-Panzerungen der Turmfront und der Oberwanne im Bereich des Fahrerplatzes, die Wärmebildausrüstung TOGS sowie das leistungsstärkere No. 11 ABC-Schutzsystem hinzu. Ab Mk IX verfügten die Chieftain über einen kompletten APFSDS-Munitionsvorrat. Die Umrüstung auf Mk XI ließ man wiederum depotmäßig vornehmen. Ab 1986 erfolgte der Anbau der Stillbrew-Panzerung durch den 28 REME Base Workshop in Wetter. Im Laufe der neunziger Jahre verschwand der Chieftain aus den Arsenalen der britischen Panzertruppe. Entsprechend einer alten Tradition folgte dem Chieftain wiederum ein Panzermodell nach, dessen Namen mit einem C begann: der Challenger.

Insgesamt rund 900 Fahrzeuge fertigten die britischen Panzerschmieden für die königliche Panzertruppe. Mindestens ebenso viele erhielt die iranische Armee (707 Chieftain Mk. III/3(P) und Mk V/3(P)). In geringeren Stückzahlen gingen Chieftain in den Oman und nach Kuwait. Der Irak nutzte rund 300 vom Iran erbeutete Chieftain. In den weiterentwickelten Versionen, die die Bezeichungen Shir 1, Shir 2 oder Khalid trugen, gehörten wiederum der Iran und Jordanien zu den Chieftain-Nutzerstaaten.

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