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Gepanzertes Transportkraftfahrzeug (GTK) Boxer (Bw)

Das deutsche Heer benötigt zur Erfüllung seiner Aufgaben in der Landesverteidigung und im internationalen Krisenmanagement ein Spektrum an gepanzerten Fahrzeugen, das deutlich über Kampf- und Schützenpanzer hinausgeht. Gegenwärtig stehen als gepanzerte Transport- und Unterstützungsfahrzeuge sowie Rüstsatzträger in nennenswerter Stückzahl nur der Mannschaftstransportwagen M113 und etwa 1000 Transportpanzer Fuchs zur Verfügung. Bereits Anfang der 1990er begannen die Rüstungsplaner der Bundeswehr sich mit der Frage eines möglichst gemeinsamen Nachfolgemodells für die beiden in die Jahre kommenden Fahrzeugtypen zu beschäftigen. Am Anfang der Entwicklungsarbeiten stand zunächst die aus taktischen Überlegungen abgeleitete grundsätzliche Entscheidung für ein gepanzertes Radfahrzeug. Der Nachfolgetyp, für den sowohl eine 6x6- als auch eine 8x8-Antriebslösung angedacht war, sollte über einen großen Nutzraum und die Fähigkeit zur Aufnahme hoher Nutzlasten verfügen, unter erschwerten geographischen und klimatischen einsetzbar sein und dabei der Besatzung einen angemessenen Schutz gegen die Wirkung von Waffen und Munition bieten.

Transportpanzer Boxer bei einer Vorführung der Infanterieschule Hammelburg
(Foto: Michael Legner)

Da Frankreich und Großbritannien für ihre Streitkräfte ebenfalls Nachfolgemodelle für ihre gepanzerten Transportfahrzeuge suchten, wurde 1996 ein trinationales Entwicklungsprojekt verabredet. Im Jahr 2000 kamen die Niederlande als weiterer Partner hinzu. Nachdem zunächst Frankreich (1999) und später (2003) auch Großbritannien wieder aus dem Vorhaben ausstiegen, blieben lediglich die Niederlande und Deutschland übrig. Seither arbeitet das deutsch-niederländische Firmenkonsortium Artec, zu dem sich Krauss-Maffei Wegmann (KMW), Rheinmetall Landsysteme und Stork zusammengeschlossen haben, an der Weiterentwicklung des Projekts. Auftraggeber ist die europäische Rüstungsagentur Occar.

Richtungweisend für das zuletzt nur noch in der 8x8-Ausführung verfolgte Fahrzeugkonzept ist der modulare Aufbau aus einem 25,2 t schweren Grundfahrzeug/Fahrmodul und missionsspezifischen modularen Aufbauten, die innerhalb von einer Stunde gegeneinander ausgetauscht werden können. Die Modulbauweise sichert innerhalb der Fahrzeugfamilie die erforderliche Flexibilität. Die Möglichkeit, Nutzlasten von bis zu 7,8 t aufnehmen zu können, bietet in Verbindung mit dem voll geschützten Modulinneren die Option zur Integration  verschiedener komplexer Rüstsätze. Bisher sind die Module Gruppentransportpanzer, Sanitätsfahrzeug, Gefechtsschadeninstandsetzung und Materialtransporter sowie zwei Funk-/Führungsfahrzeuge nach deutscher bzw. niederländischer Spezifikation konzipiert. Angedacht ist weiterhin die Version eines Pionierfahrzeuges.

Das Fahrmodul umfasst das komplette Fahrwerk mit dem vollständigen Antriebsstrang und allen Antriebskomponenten. Eingebaut ist ein 530 kW starker 8-Zylinder-Motor des Typs MTU 8V199TE20. Die Höchstgeschwindigkeit wird herstellerseits mit 103 km/h angegeben. Der Fahrerplatz befindet sich im rechten vorderen Teil des Fahrmoduls. Das Missionsmodul besteht aus der aufsetzbaren Zelle, die über die große Heckklappe zugänglich ist. In der Basisausführung verfügt der 7,93 m lange, 2,99 m breite und 2,37 m hohe Boxer über ein Schutzsystem auf der Basis einer selbsttragenden, gepanzerten Stahlkonstruktion. Bedarfsweise lassen sich die Fahrzeuge mit zusätzlichen Schutzelementen aufrüsten.

Der Bundeswehr wurde im Dezember 2002 ein erstes Prototyp-Fahrzeug in der Ausstattung als Gruppentransportpanzer zu Testzwecken übergeben. Der erste niederländische Prototyp, ein Funk-/Führungsfahrzeug, stand ab Oktober 2003 zur Verfügung. Bis Ende 2006 sollen 12 weitere Prototypen für Erprobungszwecke bereit stehen. Die Indienststellung der ersten Serienfahrzeuge ist für 2008 vorgesehen. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gab zum Jahreswechsel Mittel für einen Auftrag in Höhe von 827 Mio. € frei. Damit sollen 272 gepanzerte Transport-Kraftfahrzeuge Boxer in den Varianten Gruppentransportfahrzeug (125), Führungsfahrzeug (65), Fahrschulfahrzeug (10) und schweres geschütztes Sanitätsfahrzeug (72 Exemplare) beschafft werden. Auch die Niederlande beschaffen 200 Boxer.

GTK Boxer Prototyp bei der Infanterieschule Hammelburg. Beachte den Größenunterschied zum WaTr Wiesel 1.
(Foto: Michael Legner)

Die deutsche Variante des Gruppentransportpanzers wird als "GTP modif" die Belange des "Infanteristen der Zukunft" berücksichtigen. Die GrpTrspFz fungieren für die zehnköpfige Infanteriegruppe, die in dem Fahrzeug transportiert, als "Mutterschiffe". Sie sind damit nicht nur Transportmittel, sondern gleichzeitig auch Waffenkammer. Innerhalb des Fahrzeugs ist daher hinreichend Platz zur Aufnahme der kompletten persönlichen Ausrüstung der Soldaten als auch der Missionsausstattungen. Für den abgesessenen Einsatz wählen sich die IdZ dann lediglich jene Ausstattungen aus, die sie benötigen. Der Rest verbleibt auf dem Fahrzeug. Die Ausrüstungen werden in einem speziell entwickelten Verstausystem gelagert, um ein Herumfliegen von Ausrüstungsteilen zum Beispiel bei Minenexplosionen zu vermeiden. Die integrierten Klima- und ABC-Schutzanlagen sorgen dafür, dass die Besatzungen auch unter extremen Klima- und Umweltbedingungen ihre physische Leistungsfähigkeit erhalten. Das Missionsmodul für den Gruppentransport kann alternativ mit einem schweren Maschinengewehr 12,7 mm bzw. einer Granatmaschinenwaffe 40 mm ausgerüstet werden. Die Kommunikationsausstattung des GrpTrspFz kann missionsspezifisch adaptiert werden. Die Einbindung an das Integrierte Führungs- und Waffeneinsatzsystem der Kampftruppen wird ebenso gegeben sein wie das Vorhandensein von Schnittstellen zur Kommunikation mit den abgesessenen Infanteristen.

Mit dem Missionsmodul Führungsfahrzeug (FüFz) ausgestattete GTK Boxer arbeiten als bewegliche Befehlsstellen, die auf der Divisions-, Brigade- und Bataillonsebene als Gefechtsstandfahrzeuge einsetzbar sind. Die Fahrzeuge verfügen dazu über eine umfangreiche Ausstattung aus VHF- und HF-Funkgeräten und können fallweise mit den Führungsmitteln TETRAPOL, GSM und SatComBw "upgegradet" werden. Auch der Kompanieebene stehen die FüFz Boxer dem Kompaniechef zur Verfügung. Im Fahrbetrieb stehen innerhalb des Missionsmoduls drei DV-Arbeitsplätze zur Verfügung. Im Standbetrieb kommt ein weiterer Arbeitsplatz hinzu. Die Bewaffnung der FüFz besteht lediglich aus einem 12,7 mm Maschinengewehr.

Während die GrpTrspFz und FüFz die gleiche Höhe haben, benötigt das sgSanKfz ein Missionsmodul mit stehhohem Innenraum. Deshalb musste das Modul mit einem Hochdach konstruiert werden. Das sgSanKfz soll sowohl in einer Rüstversion zum Verwundetentransport als auch in der Ausführung als Beweglicher Arzttrupp (BAT) einsetzbar sein. In der Tragen-/Sitzkonfiguration können bis zu zwei liegende und drei sitzende Verwundete aufgenommen werden. Im BAT-Fahrzeug kann ein liegender Intensivpatient transportiert werden. Die sgSanKfz sollen ab 2010 dem zentralen Sanitätsdienst zulaufen.

Die Militärkraftfahrer, die auf dem GTK Boxer eingesetzt werden werden, benötigen eine Dienstfahrerlaubnis für gepanzerte Radfahrzeuge der Klasse G. Angesichts der Fahrzeuggröße und der Beweglichkeit ist der auf der linken Fahrzeugseite sitzende Kommandant eng in das Führen des Fahrzeuges eingebunden. Er wird daher ebenfalls in das Fahrzeug eingewiesen. Die Schulungen werden auf Fahrschulfahrzeugen erfolgen, die aus einem modifizierten Serienfahr- und einem Fahrschulmodul bestehen. Das Fahrschulmodul soll aus dem Modul GrpTrspFz abgeleitet werden. Auf das Dach wird eine Fahrschulkabine ausgesetzt sein.
 

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