Die Leopard Familie (Bw)
- Eine Erfolgsstory -

(schu) - Hinter der Bezeichnung Leopard verbirgt sich für viele schlicht und einfach die Vorstellung von einem modernen Kampfpanzer der Spitzenklasse. Doch: Leopard ist nicht gleich Leopard (ganz zu Schweigen vom Leopard 2).

Mit dem Kampfpanzer Leopard, der ursprünglich die schlichte Bezeichnung "Standardpanzer" trug und erst im Zuge der Beschaffung des Nachfolgemodells die Bezeichnung Leopard 1 erhielt, wurde erstmals nach dem Kriege wieder ein Kampfpanzer in der Bundesrepublik entwickelt und gefertigt, der den hohen deutschen Forderungen nach Beweglichkeit, Feuerkraft und Panzerung entsprach, und der die Kriegserfahrungen der deutschen Panzerwaffe berücksichtigte.

1963: Der Standardpanzer (Prototyp Serie II) - einer der Leopard-Vorfahren
(Foto: Verlag G.H. Hacker-Rauch)

Die Geschichte des mittleren Kampfpanzers Leopard beginnt im Herbst 1956, als der Führungsstab des Heeres die militärischen Forderungen für einen neuen Standardpanzer der Bundeswehr festlegte und sich Deutschland und Frankreich auf die gemeinsame Entwicklung eines Kampfpanzers verständigten. Es sollte ein leichter (ca. 30 Tonnen), wendiger und gleichzeitig gut geschützter Panzer mit einer leistungsstarken Kampfwagenkanone (105 mm) sein. Das neue Waffensystem war aus Sicht der Heeresführungen erforderlich, da die vorhandenen mittleren Kampfpanzer M47 alsbald die Verschleißgrenze erreichen würden und sie, was noch gewichtiger war, nicht ins operativ-taktische Konzept passten. Sie waren zu schwer, zu breit und zu hoch und verfügten mit ihrer 90 mm Kanone nicht über die nötige Feuerkraft. Hinzu kam ihr verbrauchsintensiver Benzinmotor sowie die personalaufwendige fünfköpfige Besatzung.

Hatte die deutsche Rüstungsindustrie bis zum Ende des zweiten Weltkriegs gerade auch im Panzerbau eine weltweit führende Rolle eingenommen, so fehlten ihr Mitte der 1950er Jahre mehr als zehn Jahre Entwicklungserfahrung. In der Zusammenarbeit mit Frankreich sah man daher in Deutschland offenbar in erster Linie die Chance, wehrtechnisch wieder Anschluss finden zu können. Deutlich wird dieses auch daran, das zwar die gemeinsame Entwicklung eines Panzers, aber nicht die gemeinsame Entwicklung eines Prototypen angestrebt wurde. 1958 schloss sich Italien, das zur der Zeit keine eigenen Kapazitäten im Panzerbau besaß, als dritter Partner an.

Vom Prototyp II der Firmengruppe A mit Wegmannturm und 105-mm-Kanone wurden 26 Fahrzeuge gefertigt
(Foto: Rolf Gronen)

Vorserien-Fahrzeug aus der Sammlung des Panzermuseums Munster
(Foto: Rolf Gronen)

Während sich in Frankreich das Atelier de Construction d'Issy-les-Moulineaux (AMX) an die Entwicklung und den Bau eines Prototypen machte, wurden in Deutschland drei Firmengruppen mit der Erarbeitung von Konstruktionsplänen beauftragt. Unter den technischen Leitung der Dr. Ing. F. Porsche KG trat die Firmengruppe A mit den Unternehmen Jung-Jungenthal, MaK und Luther & Jordan an. Die Gruppe B bildeten das Ingenieurbüro Warneke sowie die Firmen Rheinstahl-Henschel und  Rheinstall-Hanomag. Die Bremer Borgward-Werke stellten das dritte Entwicklungsteam, die Gruppe C. Die Entwicklung des Turms und der Waffenanlage wurde als separater Auftrag an die Unternehmen Rheinmetall und Wegmann vergeben.

1959 erhielten die drei Firmengruppen den Auftrag zum Bau erster Testfahrzeuge. Die Gruppe A stellte mit seinem drehstabgefederten Siebenrollenlaufwerk bewährte Panzertechnologien in den Mittelpunkt ihrer Entwicklung. Die Gruppe B versuchte hingegen, mit einem hydropneumatisch gefederten Laufwerk neuartige technische Lösungen zu finden. Während die Gruppen A und B jeweils zwei Prototypen fertigten und noch im Jahre 1960 mit der firmeninternen Erprobung begannen, musste Borgward, deren Ingenieure durchaus revolutionäre Konzepte verfolgten, auf Grund finanzieller Probleme, die ein Jahr später im Konkurs der Firma endeten, aus dem Wettbewerb ausscheiden.

Die Entwicklung des Kampfpanzer Leopard
(Grafik nach Spielberger, W.J. (1981): Der Kampfpanzer Leopard 1)

Nach firmeninternen Tests gingen die Prototypen 1961 zur Erprobung an die Wehrtechnische Dienststelle 41 in Trier und später an die Erprobungsstelle 91 in Meppen. Noch während die Untersuchungen liefen, wurden die Firmengruppen A und B mit der Fertigung einer zweiten Prototypenserie beauftragt worden. Die Gruppe B sollte sechs Panzer mit Rheinmetall-Türmen bauen und die Gruppe A, deren Entwicklung auf Grund der traditionellen Bauweise einfacher und kostengünstiger sein würde, erhielt den Auftrag zum Bau von 26 Fahrzeugen mit Wegmann-Türmen. Finanzielle Gründe führten aber letztendlich dazu, zwar 26 A-, aber nur noch 2 B-Prototypen der Serie II produziert wurden. Im Winter 1962/1963 begannen in Meppen die ersten Tests mit den Serie-II-Prototypen.

Dass die Entwicklung des zukünftigen Standardpanzers unter hohem Zeit- und Erfolgsdruck stattfand, lässt sich an der starken Überschneidung der einzelnen Projektschritte erkennen. So wurde mit dem Bau einer Vorserie von 50 Panzern zu einem Zeitpunkt begonnen, zu dem die Erprobung der zweiten Prototypenserie noch gar nicht abgeschlossen war. Bereits im Juni 1963 übernahmen die Erprobungsstelle 91 und die Panzertruppenschule in Munster die ersten Vorserien-Fahrzeuge, die von Porsche als Typ 814 bezeichnet wurden, zu Erprobungszwecken. Nahezu zeitgleich entschied sich der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestags für die Beschaffung des Standardpanzers mit britischer 105 mm Kanone und die Krauss-Maffei AG in München wurde als Generalunternehmer mit der Serienfertigung beauftragt. Im Oktober 1963 - die Erprobung lief noch - stellte man den jetzt als Leopard bezeichneten Panzertyp der Öffentlichkeit vor und im Bundeshaushalt des Jahres 1964 wurden 1,5 Milliarden DM für den Kauf von 1500 neuen Panzern eingestellt. Der erste Serienpanzer verließ die Fertigungshalle am 9. September 1965. Als die Produktion 38 Jahre später beendet wurde, waren Leoparden in einer Gesamtstückzahl von über 4.700 gefertigt und in elf Ländern auf vier Kontinenten geliefert worden.

1969: Vorstellung des neuen Kampfpanzers im Rahmen von "Unser Heer" in Nürnberg
(Foto: Wolfgang Igert)

 

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