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Schwere Feldkanone 175mm M107 (Bw)
Schwere Haubitze 203mm M110A1/A2 (Bw)

(schu) - Die Artillerie-Selbstfahrlafetten M107 und M110 waren ab 1956 im Auftrag der US Army entwickelt worden. Ziel war es, die Beweglichkeit der schweren Feldartillerie zu verbessern. Dazu konzipierte die amerikanische Firma Pacific Car und Foundry Company ein niedriges und kaum gepanzertes Ketten-Einheitsfahrgestell. Ein großer Drehkranz in der hinteren Hälfte Fahrzeugs bildete die Basis für die Artilleriegeschütze. Ein gepanzerter Kampfraum für die achtköpfige Bedienungsmannschaft war entbehrlich, da der Einsatz der Geschütze in deutlichem Abstand (5 bis 10 km) zur Hauptkampflinie erfolgte. Das Fahrgestell besaß den Antriebsblock mit dem 8-Zylinder Dieselmotor mit 356 PS (262 kW) vorne rechts, vier Laufrollen und eine abgesenkte Spannrolle. Ein hydraulisch absenkbarer Erdsporn sowie die Möglichkeit die Federung des Laufwerks zu sperren sorgten für die Standfestigkeit der Fahrzeuge beim Richten sowie beim Schuss. An Bord der Selbstfahrlafette konnten je zwei Schuss Munition mitgeführt werden. Die Produktion der 175mm Feldkanone M107 und der 203mm Feldhaubitze M110 begann im Jahr 1962 und endete 1970.

Die M107 und die M110 (im Bild) wurden in den 1950er Jahren für die US Army entwickelt
(Foto: US DOD / Charles P. Connally)

Die langrohrige Feldkanone M107
(Foto: Bundeswehr / Sammlung Schulte)

Der Hecksporn und das sperrbare Laufwerk geben dem Geschütz einen stabilen Stand beim Schuss
(Foto: Bundeswehr / Sammlung Schulte)

Um die Feuerkraft der Artillerietruppe zu stärken, beschaffte die Bundeswehr 1964 neben der 155mm Panzerhaubitze M109G auch die schwere Kanone 175 mm M107 SF und die schwere Haubitze 203 mm M110 SF. In den schweren Feldartilleriebataillonen der Divisionen lösten die Selbstfahrlafetten die Feldhaubitzen M59 Long Tom und M115 ab.

  M107 M110A1 M110A2
Länge (ohne Geschützrohr) 6,50 m 6,50 m 6,50 m
Länge mit Geschützrohr 11,30 m 7,48 m 10,71 m
Breite 3,15 m 3,15 m 3,15 m
Höhe 3,48 m 2,94 m 3,70 m
Gefechtsgewicht 28,8 t 26,5 t 28,4 t
PS (kW) 356 PS (262 kW) 356 PS (262 kW) 356 PS (262 kW)
Besatzung 5 - 8 5 - 8 5 - 8
Bewaffnung Kanone 175mm L/60 Haubitze 203mm L/25 Haubitze 203mm L/37
Schussweite 32 km 17 km 23 km

In der ab 1970 gültigen Heeresstruktur 3 waren die schweren Feldartilleriebataillone in der 2. und 3. Batterie mit je sechs Feldkanonen M107 ausgestattet. Die 4. Batterie erhielt sechs Feldhaubitzen M110. Die Umstrukturierung der Artillerietruppe im Zuge der Einführung der Heeresstruktur 4 ging mit der Umrohrung der 150 Feldkanonen M107 auf das Kaliber 203 mm einher. Auch die 80 Haubitzen M110 erhielten das neue 8,26 m lange Rohr L/37 mit der markanten Zweikammermündungsbremse. Die ursprünglich offenen Geschütze, die nach der Umrüstung die Bezeichnung M110 A2 trugen, verfügten jetzt auch über eine Wetterschutzhaube. In die Modernisierungsmaßnahme wurde die Gleiskette ebenfalls einbezogen. Doppelblock-Gleisketten der Firma Diehl ersetzten die US-Ketten. Der Einbau eines Dateneingabe und -ausgabegeräts ermöglichte die Einbindung der 230 M110A2 Geschütze in das integrierte Feuerleitmittel Artillerie Batterie (IFAB). Das Gefechtsgewicht betrug nun knapp 28,4 t und die Höchstgeschwindigkeit musste auf 30km/h reduziert werden.

Die schwere Feldhaubitze M110 in der frühen Ausführung mit dem kurzrohrigen 203 mm Geschütz
(Foto: Bundeswehr / Sammlung Schulte)

Die Umrohrung machte aus der kurzrohrigen Haubitze 203 mm ein langrohriges 203 mm Geschütz
(Foto: Bundeswehr / Sammlung Schulte)

Während die Feldartilleriebataillone der Divisionen über eine Batterie mit sechs Feldhaubitzen 203 mm M110 A2 verfügte, besaßen die Feldartilleriebataillone der Korps drei Batterien mit je sechs Geschützen. Die Einnahme der Artilleriestruktur 85 führte ab 1985 zur Auflösung der Korpsartillerie. Die frei werdenden M110 A2 gingen an die Artilleriebataillone, wo sie bis zu ihrer Ausmusterung im Jahre 1993 mit jeweils neun Geschützen in der 4. und 5. Batterie vorhanden waren.

Zu den weiteren Nutzerstaaten der M107 / M110 gehörten u.a. Belgien, Griechenland, Großbritannien, Iran, Israel, Italien, Niederlande, Südvietnam oder die Türkei. Das Einheitsfahrgestell fand auch beim offenen Kranfahrzeug T119 sowie beim Bergepanzer M578 Verwendung.


Diese Seiten entstanden im Rahmen der Aktion "Veteran der Monats" unter Mitarbeit
von Arnd Baumgardt, Thomas Lendorf, R. Haag, Rolf Gronen, Werner Schröder und Wolfgang Igert.

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