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Tarnanstriche und Markierungen von Fahrzeugen der Bundeswehr

- Von Gelboliv zu Sandbraun -

Am Anfang war oliv!

Beim Aufbau der Bundeswehr in den fünfziger Jahren bestimmte tarnfarbige Monotonie das Bild des Fuhrparks. "Olivgrün über alles" hieß die Regel beim Tarnanstrich. Verwendung fanden dabei Lacke nach RAL 6014. Im Winter wurden die Fahrzeuge feldmäßig in Streifen oder in Flecken mit weißer Farbe (z.B. Kalk) versehen.

Es war die farbliche Monotonie, die die Bundeswehrplaner in der Mitte der Siebziger zur Entwicklung eines mehrfarbigen Anstrichs antrieb. Zum einen fand der Farbton Gelboliv in der Natur Mitteleuropas keine Entsprechung, zum anderen sollte eine Tarnlackierung gefunden werden, die den unterschiedlichen mitteleuropäischen Landschaftsbedingungen (z.B. geschlossener Wald, Feld-Wald-Landschaften, Agrarsteppen) zu verschiedenen Jahreszeiten gerecht wurde.

Neue Farben braucht das Heer!

Der Wunsch nach einer farblichen Neuausrichtung fand Unterstützung auf verschiedenen Ebenen: Ein von der Bundeswehr beauftragtes Forschungsinstitut entwickelte mit Hilfe von Computersimulationen offizielle Vorschläge für den neuen Tarnanstrich. An der militärischen Basis und ohne Auftrag der Führung stellte man darüber hinaus eigene Versuche an. Die nachfolgenden Fotobeispiele belegen, in welch unterschiedliche Richtung dabei gedacht wurde.

 

Kanonenjagdpanzer mit hellen Tarnflecken (li.) und Leopard 1 A1A1 mit MERDC-ähnlicher Flecktarnung (re.)

Doch weder die Ergebnisse der Basisinitiativen noch die der offiziellen Versuche vermochten die Heeresführung zu überzeugen. Erst Anfang der achtziger Jahre als auch die US-Heeresführung über eine Veränderung ihres Tarnanstrichs nachdachte, fanden die Forschungsergebnisse wieder Beachtung. In einem Truppenversuch verglich man das amerikanische MERDC-System, eine sogenannte Dual-Tex-Variante sowie den deutschen Flecktarn-Entwurf mit dem alten einfarbigen Tarnanstrich. Die Ergebnisse sprachen eindeutig für eine dreifarbige Flecktarnung auf der Basis der Farbtöne bronzegrün, lederbraun und teerschwarz.

 

LARS 1 Raketenwerfer mit Fleckung in grün, oliv und ocker (li.) und Marder mit hell- und dunkelbraunen Flecken auf gelboliv (re.)

Mit Blick auf die Bestrebungen zur Vereinheitlichung der NATO-Tarnanstriche genehmigte der Inspekteur des Heeres 1984 den Flecktarnanstrich. Gleichzeitig führte auch die US Army die Flecktarnung ihrer Fahrzeuge und Geräte ein. Im Laufe der nächsten Jahre folgten weitere NATO-Partner und mitteleuropäische Staaten dem deutsch-amerikanischen Beispiel (z.B. Niederlande, Schweiz, Österreich). Während die Franzosen eine eigene Adaptation der Flecktarnung entwickelten, blieben andere (z.B. Großbritannien, Dänemark, Belgien) bei ihren bisherigen Tarnanstrichen. Die amerikanischen Teilstreitkräfte (US Navy, US Air Force, US National Guard, US Marines) übernahmen die Flecktarnung nicht bzw. nur zum Teil. Bei der Bundeswehr führten auch die Luftwaffe und die Marine die Flecktarnung ein.

 

Annäherungen an die offizielle Flecktarnung

Feuertaufe für die Flecktarnung

Eine erste Feuertaufe sollte die neue Flecktarnung während des Herbstmanövers "Trutzige Sachsen" erfahren. Die Übung fand im Bereich des 1. Korps statt und hatte das Motto: "Wat mutt, dat mutt!" Ein Leitspruch, der nach Vorstellung mancher Truppenführer auch für die Einführung der Flecktarnung zu gelten hatte. Die Fahrzeuge der deutschen Übungstruppe sollten komplett in der neuen Tarnlackierung teilnehmen. Die Neulackierung des Fuhrparks in mattem Bronzegrün, Lederbraun und Teerschwarz sollte in den Einheiten entsprechend den fahrzeugspezifischen Fleckplänen ausgeführt werden. Die Tatsache, dass beim Umgang mit den gesundheitsschädlichen CARC-Lacken unter Umständen Arbeitsschutzvorschriften zu beachten sein würden, schien offensichtlich nur wenig Beachtung zu finden. Nachdem seitens der Soldaten erste gesundheitliche Beeinträchtigungen gemeldet wurden, stoppte man die Umlackierung durch die Truppe. Neufahrzeuge erhielten die Flecktarnung werksseitig, vorhandenes Material wurde Stück für Stück in den Depots umlackiert. Im weiteren beschränkte man die Flecktarnung vornehmlich auf Fahrzeuge und Geräte der "kämpfenden Truppe". Sanitätsfahrzeuge beispielsweise blieben "unbefleckt" in Bronzegrün. Eine Sonderstellung nehmen auch die Brandschutzfahrzeuge der Bundeswehr ein.

Einbezogen in die neue Farbigkeit der Bundeswehr wurden ebenfalls die Kennzeichnungen an den Fahrzeugen. "Low visibility" (geringe Erkennbarkeit) war auch hier das Schlagwort. Die Nachfolger der gelben MLC-Schilder waren teerschwarz und das Weiß der taktischen Zeichen und Kennummern wurde von Fehgrau abgelöst.

Mit dem Einstieg in das Fuhrparkmanagement und die Anmietung von Fahrzeugen über den BwFuhrparkService erwuchs die Notwendigkeit, rückrüstbare "Tarnanstriche" zu entwickeln, damit Mietfahrzeuge nach Ablauf der Mietzeit in ihrer ursprünglichen zivilen Lackierung veräußert werden können. Farbfolien bieten eine Lösung für das Problem.

Neue Variante der Flecktarnung

Mittlerweile verbreitet sich in einigen Truppenteilen eine neue Variante der Flecktarnung. Anlass dafür scheinen jedoch weniger neue Forschungsergebnisse zur Verringerung der Erkennungswahrscheinlichkeit, sondern vielmehr Finanznöte zu sein. So tauchen im Straßenbild und auf den Übungsplätzen immer wieder Fahrzeuge auf, bei denen sich mehr oder weniger große gelboliv-farbene Flecken oder komplett gelboliv-farbene Fahrzeugteile in die Flecktarnung eingeschlichen haben.

Neue Farben für das Heer für neue Aufgaben

In den frühen 2000er Jahren tauchten vermehrt Fotos von sandfarben fleckgetarnten Fahrzeugen auf. Dabei kommen sogenannte Umtarnfarben zum Einsatz, die die farbliche Anpassung von Fahrzeugen an außereuropäische Einsatzräume möglich machen.

 

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